Sonderausstellung 1999 - Pflanzen fürs Herz

PFLANZEN fürs HERZ

Eine Ausstellung des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem der FU Berlin
und des Deutschen Herzzentrums Berlin

vom 29. April bis 5. Dezember 1999

im Botanischen Museum

Digitalis purpureaJeder hat nur ein Herz. Wenn dieses zentralste aller Organe in seiner Funktion gestört ist, hat das weitreichende Folgen auf Körper, Geist und Seele. Früh erkannte der Mensch, daß einige wenige Pflanzen die Fähigkeit besitzen, die Leistungsfähigkeit des kranken Herzens zu erhöhen.

William Withering entdeckte die erstaunliche Wirkung des roten Fingerhuts (Digitalis purpurea) auf Patienten, die an Bauchwassersucht (Ascites) litten, und eröffnete damit ein neues Kapitel der Kardiologie. Andere Pflanzen folgten, darunter Lieferanten von hochwirksamen, aber auch gefährlichen Substanzen, welche im Stande sind, die oft lebensbedrohenden Herzrythmusstörungen zu unterbrechen - unter ihnen die Chinarinde (Cinchona officinalis) und Rauwolfia (Rauvolfia officinalis).

Dennoch gibt es Herzerkrankungen, die sich medikamentös nicht behandeln lassen, und bei denen im Endstadium nur eine Herztransplantation das Leben des Patienten retten kann. Liegt ein geeignetes Spenderherz vor, ist das chirurgisch kein unüberwindbares Problem, wohl aber die Unterdrückung der Abstoßungsreaktion des Empfängers. Eine Standardmethode wurde die Herztransplantation erst, seit die Immunantwort des Körpers moduliert werden kann. Und es waren überraschenderweise wieder Substanzen aus dem Pflanzenreich, gewonnen aus mikroskopisch kleinen Pilzen, die diese lebenserhaltende Veränderung des Immunsystems ermöglichen. Von der Pflanze bis zum Krankenbett zeigt die Ausstellung den Weg dieser für Hunderte Millionen von Menschen unverzichtbaren Substanzen. Zu sehen sind unter anderem alte Kräuterbücher, Pflanzen mit herzwirksamen Inhaltsstoffen, ein Modell des 1-Milliarden-Dollar-Moleküls Cyclosporin A, Herzpräparate und ein Intensivpflegebett.


HerzzentrumDeutsches Herzzentrum Berlin

Unter der Führung des international renommierten Herzchirurgen Prof. Dr. Roland Hetzer entwickelte sich das Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB) innerhalb weniger Jahre zu einer der leistungsstärksten Schwerpunktkliniken der Bundesrepublik Deutschland. Das DHZB hat die bundesweit größten Operationsprogramme im Bereich:
- Herztransplantationen (mehr als 1000 Transplantationen, davon über 90 Kinderherzen).
- Angeborene Herzfehler (bei Patienten im Alter zwischen einem Tag und über 70 Jahren).
- Künstliche Herzen (Pumpensysteme zur Überbrückung der Wartezeit auf ein Herztranspantat).
HerzDas DHZB besitzt ein nur wenigen Zentren der Welt vorbehaltenes Programm für Lungentransplantationen (Herz/Lunge, ein- und beidseitige Lungentransplantationen). Mit jährlich 3500 Herzoperationen unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine und 1000 weiteren Operationen an Herz und Blutgefäßen steht das DHZB in der Spitzengruppe der herzchirurgischen Zentren der Bundesrepublik.

Foto links: Frontalschnitt durch das Herz in der Ebene der Vorhofkammeröffnungen

"Der Siegeszug der Transplantationsmedizin begann in dem Augenblick, als endlich hochpotente Medikamente gegen Abstoßungsreaktionen zur Verfügung standen. Hierzu gehört u. a. das Cyclosporin A, aber auch weitere aus seltenen Pilzen gewonnene, zum Teil chemisch veränderte bzw. gentechnisch produzierte Substanzen. Sie sind heute neben der Verfeinerung der Operationstechniken und einer überaus spezifischen Intensivpflege der Grund für ein häufig langes Überleben der organtransplantierten Patienten bei guter Lebensqualität."
Prof. Dr. R. Hetzer, Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin

Deutsches Herzzentrum Berlin - Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin-Wedding, Tel. 030/4593-0


Botanisches Museum

[BGBM-Logo]Die Erforschung der Mannigfaltigkeit der Pflanzenwelt ist ein gigantisches Projekt, das noch lange nicht abgeschlossen ist. Der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin-Dahlem (BGBM) leisten dazu als Deutschlands führende Forschungseinrichtung auf dem Gebiet der systematischen Botanik einen bedeutenden Beitrag. Grundlage der wissenschaftlichen Arbeit über die Artenvielfalt der Pflanzen ist neben einem hochqualifizierten Personal und erstklassiger technischer Ausstattung
- der größte und mit ca. 20.000 Pflanzenarten reichhaltigste Botanische Garten Deutschlands,
- ein Herbarium, d. h. eine Sammlung dauerhaft konservierter Pflanzen, mit rund drei Millionen Belegexemplaren und
- eine botanische Spezialbibliothek mit ca. 250.000 Titeln.

PilzmodellDer BGBM spielt eine wichtige Rolle in der wissenschaftlichen Erforschung der Pflanzenwelt. Mit zu seinen zentralen Aufgaben gehört aber auch die Information über die pflanzliche Artenvielfalt und Beförderung des öffentlichen Bewusstseins ihres Wertes - sowohl durch die Anlagen des Botanischen Gartens als auch die Ausstellungen im Botanischen Museum, einer botanischen Schausammlung, die in Europa ihresgleichen sucht.

Foto rechts: Modell des Tolypocladium inflatum mit Medikamentenkapseln

"Botanik und Medizin haben gemeinsame Wurzeln. Von der Antike bis in die Zeit der Renaissance waren Ärzte und heilkundige Naturforscher die hauptsächlichen Erkunder und Beschreiber der Pflanzenwelt. Pflanzliche Substanzen füllten die Regale der Apotheken, von welchen sie seither zeitweise fast völlig durch voll- oder teilsynthetische Pharmaka verdrängt wurden. Neuerdings erfreuen sie sich wieder größerer Beliebtheit beim naturbewußt gewordenen Publikum. Von den Tonica, Digestiva, Diuretica und Expectorantia (Stärkungs-,Verdauungs-, Harn- und schleimlösenden Mitteln) der Volksheilkunde reicht die vielfältige Palette solcher Naturstoffe bis hin zu bei Fehldosierung tödlichen Giften, z.B. den vom englischen Arzt und Botaniker William Withering im 18. Jahrhundert erstmals eingesetzten, herzwirksamen Fingerhut-Glykosiden (Cardenoliden)."
Prof. Dr. W. Greuter, Leitender Direktor des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin Dahlem

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Seitenverantwortliche, Stand (diese Seite): 18. August 2010
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