Außerhalb des Rundgangs steht das mit Jugendstilelementen
verzierte und mit seine zwei Glastürmchen an eine Kathedrale
erinnernde, frühere Subtropenhaus, das heute hauptsächlich
Pflanzen der mediterran-makaronesischen Lorbeer- und Hartlaubwälder
und der Macchien und Garigues des Mittelmeergebietes zeigt. Der
hintere Teil des Hauses (Pb) wurde schon beim Bau des Hauses Anfang
dieses Jahrhunderts (1903-1908) als Baumfarnabteilung gestaltet und
beherbergt heute noch Baumfarne. Haus P wurde 1989-93 grundlegend
renoviert, wobei Architektur und inhaltliche Zweiteilung beibehalten
wurden. Im vorderen Teil des Hauses wachsen Pflanzen des Mittelmeergebiets. Die charakteristischen Gehölze des Steineichenwaldes und der Hartlaubgebüsche (Macchie) sind immergrüne Laubbäume, z. B. die Steineiche selbst (Quercus ilex), der Erdbeerbaum (Arbutus unedo), die Myrte (Myrtus communis), der Lorbeerbaum (Laurus nobilis), die Steinlinde (Gattung Phillyrea) und der Olivenbaum (Olea europaea), eine der wichtigsten im Mittelmeergebiet heimischen Nutzpflanzen. Von den Gehölzen mit nadel- bis schuppenförmigen Blättern sind die Zypressengewächse Cupressus sempervirens (Zypresse) und die Wacholderart Juniperus phoenicea und von den Heidekrautgewächsen die Baumheide (Erica arborea) zu nennen, während die Nadelhölzer unter den Charakterbäumen, die Pinie und die Aleppokiefer nur in jungen Exemplaren vertreten sind. Im Unterwuchs dominieren ebenfalls immergrüne Arten wie der Mäusedorn (Ruscus aculeatus). Typische Lianen des immergrünen Waldes sind Smilax aspera und Asparagus acutifolius. Weitere einheimische Nutzpflanzen des Mittelmeergebiets sind die Korkeiche (Quercus suber) und der vor allem als Viehfutter genutzte Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua), von dessen Samen die Gewichtseinheit Karat abgeleitet ist. Die Zwergpalme (Chamaerops humilis) aus dem westlichen Mittelmeergebiet und Theophrasts Dattelpalme (Phoenix theophrastii) aus Kreta sind die einzigen in Europa heimischen Palmen, während alle anderen oftmals in Parkanlagen und Gärten gehegten Palmen eingeführte Zierpflanzen sind und deshalb hier nicht gezeigt werden.
Viel niedriger bleibt die Vegetation der in Frankreich als Garigue,
in Griechenland als Phrygana" und in Spanien als Tomillares
bezeichneten, strauchigen Heideformationen und Felsheiden, hier teils
auf kalkhaltigem, teils auf urgesteinshaltigem Untergrund nachgebildet
und mit einer Fülle von Pflanzenarten der Mittelmeerländer
bepflanzt. Aromatisch duftende Gewächse (viele Lippenblütler
wie z. B. Lavendel, Rosmarin), aber auch Schmetterlingsblütler,
Zistrosen, Korbblütler und sogar die wilden Verwandten des Kohls
(Brassica-Arten) gehören hier dazu. Pflanzen der makaronesischen Florenregion (Kanarische Inseln, Madeira, Azoren) bilden den zweiten Schwerpunkt dieser Abteilung. Die größten Pflanzen sind Bäume und Sträucher aus der Lorbeerwaldformation der Kanarischen Inseln mit den Lorbeergewächsen Laurus azorica, Persea indica und Apollonias barbujana. Die Lianen sind hier durch Semele androgyna (Liliaceae) vertreten. Mittelpunkt einer Gruppe mit Pflanzen der trockeneren Gebiete ist ein großes Exemplar des Drachenbaums (Dracaena draco). Das legendäre Alter der größten Bäume dieser Art auf den Kanarischen Inseln wird nach neueren Erkenntnissen gewaltig überschätzt und soll etwa 500-600, nicht aber Tausende von Jahren betragen. Das urweltliche Aussehen und alte, weit übertriebene Berichte mögen Ursache für diese Fehleinschätzung gewesen sein. Unser Exemplar ist etwa 55-65 Jahre alt (Stand 1997) und hat erst zweimal geblüht. Zu den Besonderheiten der Flora der Kanaren und Madeiras gehören die baumförmigen und schopfrosettenbildenden Echium-Arten mit ihren reichblütigen, pyramidalen Blütenständen sowie weitere Endemiten, z. B. die großblütigen Glockenblumengewächse Canarina canariensis von den Kanaren und die gelegentlich als eigene Gattung Azorina geführte Campanula vidalii von den Azoren. Die Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis) steht in schon stattlichen Exemplaren als Kübelpflanze im Sommer draußen am Hauptweg oder vor den Gewächshäusern. Zier- und Kulturpflanzen aus aller Welt, die auf den vom Klima begünstigen Inseln zahlreich vorhandenen sind und oft den Urlaubern zuerst auffallen, werden hier nicht berücksichtigt. Von den vielen Kulturpflanzen des Mittelmeergebiets, die ursprünglich aus anderen Erdteilen stammen, wie zum Beispiel die Citrusgewächse aus Ostasien (Zitronen, Orangen, Mandarinen, Pampelmusen), sind einige im Sommerhalbjahr als Kübelpflanzen vor den Gewächshäusern zu finden, im Winterhalbjahr vorübergehend auf Wechselausstellungsflächen und eine kleine Auswahl im Gewächshaus der jeweiligen Ursprungsregion. Diese durch eine Glaswand abgetrennte Abteilung enthält seit dem Bau des Gewächshauses die Baumfarnabteilung mit inzwischen hoch aufragenden, alten Exemplaren von Dicksonia antarctica und Sphaeropteris cooperi. Sie können 10-15 m hoch werden und tragen eine schirmförmige Krone aus mehrfach gefiederten, rosettenartig angeordneten Wedeln. Für die Steuerung des kühlfeuchten Klimas dieses Hauses hat die hohe, mit porösem Lava-Tuff verkleidete Rückwand eine wichtige Funktion. Im Laufe der Jahrzehnte hat sie sich von selbst mit Farnpflanzen begrünt. Im Unterwuchs fallen Moosfarne (Selaginella martensii) und krautige Farne wie Pellaea rotundifolia und Woodwardia radicans auf. Araucaria heterophylla, ein Nadelbaum von den Norfolk-Inseln
(Neuseeland), ist unter dem Namen Zimmertanne besser bekannt. Sie
entwickelt sich hier unter kühlen und luftfeuchten aber
frostfreie Bedingungen zu stattlicher Größe. Mit dem Besuch
der Baumfarnabteilung ist der vollständige Rundgang durch die
Schaugewächshäuser beendet. Die genannten Pflanzen und
Themen sind nur eine kleine Auswahl dessen, was auf einem Spaziergang
durch die Schaugewächshäuser zu sehen ist. |