Die
Familie der Moosfarngewächse (Selaginellaceae),
mit ihrer einzigen Gattung Selaginella, ist nahezu
weltweit verbreitet. In Europa kommen nur vier Selaginella-Arten
vor: S. selaginoides (dorniger Moosfarn), S.
helvetica (Schweizer Moosfarn), S. denticulata
(gezähnelter Moosfarn) und die in Afrika heimische S.
kraussiana (Krauss' Moosfarn), die gelegentlich als
Gewächshausflüchtling verwildert. Die meisten der mehr
als 700 Selaginella-Arten besiedeln tropische und
subtropische Waldgebiete, nur wenige von ihnen sind an
trockene Standorte angepaßt (S. lepidophylla).
Viele
Moosfarne wachsen kriechend und überziehen rasenartig den
Untergrund (Selaginella serpens), andere bilden
Ausläufer (S. involvens), und wieder andere klettern
mit ihren mehrere Meter langen Sprossen das Unterholz empor (S.
willdenowii). An den gabelig verzweigten Sprossen sitzen
schuppenähnliche, nur wenige Millimeter große Blättchen.
Sie sind entweder schraubig oder in vier Reihen angeordnet.
Die Blättchen sind entweder gleichartig (isophyll, S.
selaginelloides) oder verschieden gestaltet (anisophyll, S.
kraussiana). An den Verzweigungsstellen entspringen oft
farb- und blattlose Sprosse (Wurzelträger, Rhizophore), an
deren freiem Ende sich bei Erdkontakt Wurzeln bilden. Diese
versorgen die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen. Außerdem
besitzen alle Selaginella-Arten am Grunde der
Blattoberseiten ein spezielles Blatthäutchen (Ligula), das
die Wasserversorgung über die Wurzeln ergänzt.
Charakteristisch
für alle Moosfarne ist das Vorkommen von zwei Typen von
Sporen (Heterosporie). Durch Reduktionsteilung werden in
den endständigen Sporophyllständen (Blüten) in
Makrosporangien in der Regel nur vier große weibliche
Sporen (Makrosporen) und in Mikrosporangien die
zahlreichen, viel kleineren männlichen Sporen
(Mikrosporen) gebildet. Jedes Sporophyll trägt nur ein
Sporangium, wobei die Makrosporophylle meist unten, die
Mikrosporophylle oft spitzenwärts stehen. Die Vorkeime
(Prothallien) entwickeln sich bei den Moosfarnen
innerhalb der Sporen. Aus dem wenigzelligen männlichen
Prothallium werden in verschiedenen Entwicklungsschritten
zweigeißlige Spermatozoiden gebildet, die beim
Aufreißen der Sporenwand frei werden. Das weibliche
Prothallium entwickelt sich in der Megaspore. Die
Megasporenwand reißt bei Reifung längs einer
dreistrahligen Sporenkante auf und gibt die weiblichen
Geschlechtsorgane (Archegonien), die jeweils eine Eizelle
beherbergen, frei, so daß diese zur Befruchtung durch
die Spermatozoiden zugänglich wird. Außerdem entwickeln
sich am Makroprothallium Höcker mit Rhizoiden, die der
Wasseraufnahme dienen.
Die Moosfarne zeigen ein interessantes Farbenspektrum. Es reicht von verschiedenen Grüntönen über gelb bis hin zu bronzerot. Selaginella willdenowii - die bis zu 5 m hoch klimmt - besticht durch ihre blau schimmernden Wedel. Für diese Blauirideszenz sind keine Farbstoffe verantwortlich, sondern sie beruht ausschließlich auf physikalischen Vorgängen (Brechung und Reflexion des Lichtes an speziellen Feinstrukturen des Blattes). Die ebenfalls bläulich erscheinende S. uncinata wurde früher häufig in Hängegefässen (Ampeln) kultiviert. Aufgrund ihres Blattbaus können manche Selaginellen auch noch sehr geringe Lichtintensitäten, wie sie am Waldboden vorhanden sind, photosynthetisch nutzen. Die westindische S. serpens zeigt einen tagesperiodischen Farbwechsel.
Selaginella-Arten sind leicht zu vermehren. August ist die beste Zeit für Stecklinge, aber auch ein Monat später ist eine Teilung der Pflanzen meist erfolgreich. Viele Arten finden bei der Begrünung von Wintergärten Verwendung oder dienen in Gewächshäusern als Bodendecker. Eine Anzucht aus Sporen ist schwieriger und unsicherer, aber durchaus möglich.
In neuerer Zeit wird ein weiterer Moosfarn, die
bereits erwähnte Selaginella lepidophylla,
als [falsche] "Rose
von Jericho" oder als
"Auferstehungspflanze" angeboten. Sie
wächst rosettenartig und rollt sich bei Trockenheit
zu einem Ball zusammen. Bei Befeuchtung entrollt sie
sich wieder.
[Text: Dr. Brigitte Zimmer & Kerstin Hradecny]
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