Eine Ausstellung des Botanischen Gartens
und Botanischen Museums Berlin-Dahlem der FU Berlin Jeder hat nur ein Herz. Wenn dieses zentralste aller Organe in seiner Funktion gestört ist, hat das weitreichende Folgen auf Körper, Geist und Seele. Früh erkannte der Mensch, daß einige wenige Pflanzen die Fähigkeit besitzen, die Leistungsfähigkeit des kranken Herzens zu erhöhen. William Withering entdeckte die erstaunliche Wirkung des roten Fingerhuts (Digitalis purpurea) auf Patienten, die an Bauchwassersucht (Ascites) litten, und eröffnete damit ein neues Kapitel der Kardiologie. Andere Pflanzen folgten, darunter Lieferanten von hochwirksamen, aber auch gefährlichen Substanzen, welche im Stande sind, die oft lebensbedrohenden Herzrythmusstörungen zu unterbrechen - unter ihnen die Chinarinde (Cinchona officinalis) und Rauwolfia (Rauvolfia officinalis). Dennoch gibt es Herzerkrankungen, die sich medikamentös nicht behandeln lassen, und bei denen im Endstadium nur eine Herztransplantation das Leben des Patienten retten kann. Liegt ein geeignetes Spenderherz vor, ist das chirurgisch kein unüberwindbares Problem, wohl aber die Unterdrückung der Abstoßungsreaktion des Empfängers. Eine Standardmethode wurde die Herztransplantation erst, seit die Immunantwort des Körpers moduliert werden kann. Und es waren überraschenderweise wieder Substanzen aus dem Pflanzenreich, gewonnen aus mikroskopisch kleinen Pilzen, die diese lebenserhaltende Veränderung des Immunsystems ermöglichen. Von der Pflanze bis zum Krankenbett zeigt die Ausstellung den Weg dieser für Hunderte Millionen von Menschen unverzichtbaren Substanzen. Zu sehen sind unter anderem alte Kräuterbücher, Pflanzen mit herzwirksamen Inhaltsstoffen, ein Modell des 1-Milliarden-Dollar-Moleküls Cyclosporin A, Herzpräparate und ein Intensivpflegebett. Herzzentrum Unter der Führung des international renommierten Herzchirurgen Prof. Dr. Roland Hetzer
entwickelte sich das Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB) innerhalb weniger Jahre zu einer
der leistungsstärksten Schwerpunktkliniken der Bundesrepublik Deutschland. Das DHZB hat
die bundesweit größten Operationsprogramme im Bereich: Foto links: Frontalschnitt durch das Herz in der Ebene der Vorhofkammeröffnungen "Der Siegeszug der Transplantationsmedizin begann in dem Augenblick, als endlich
hochpotente Medikamente gegen Abstoßungsreaktionen zur Verfügung standen. Hierzu gehört
u. a. das Cyclosporin A, aber auch weitere aus seltenen Pilzen gewonnene, zum Teil
chemisch veränderte bzw. gentechnisch produzierte Substanzen. Sie sind heute neben der
Verfeinerung der Operationstechniken und einer überaus spezifischen Intensivpflege der
Grund für ein häufig langes Überleben der organtransplantierten Patienten bei guter
Lebensqualität." Deutsches Herzzentrum Berlin - Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin-Wedding, Tel. 030/4593-0 Botanisches Museum
Die Erforschung der Mannigfaltigkeit der Pflanzenwelt ist ein
gigantisches Projekt, das noch lange nicht abgeschlossen ist. Der Botanische Garten und
das Botanische Museum Berlin-Dahlem (BGBM) leisten dazu als Deutschlands führende
Forschungseinrichtung auf dem Gebiet der systematischen Botanik einen bedeutenden Beitrag.
Grundlage der wissenschaftlichen Arbeit über die Artenvielfalt der Pflanzen ist neben
einem hochqualifizierten Personal und erstklassiger technischer Ausstattung
Der BGBM spielt eine wichtige Rolle in der wissenschaftlichen Erforschung der Pflanzenwelt. Mit zu seinen zentralen Aufgaben gehört aber auch die Information über die pflanzliche Artenvielfalt und Beförderung des öffentlichen Bewusstseins ihres Wertes - sowohl durch die Anlagen des Botanischen Gartens als auch die Ausstellungen im Botanischen Museum, einer botanischen Schausammlung, die in Europa ihresgleichen sucht. Foto rechts: Modell des Tolypocladium inflatum mit Medikamentenkapseln "Botanik und Medizin haben gemeinsame Wurzeln. Von der Antike bis in die Zeit der
Renaissance waren Ärzte und heilkundige Naturforscher die hauptsächlichen Erkunder und
Beschreiber der Pflanzenwelt. Pflanzliche Substanzen füllten die Regale der Apotheken,
von welchen sie seither zeitweise fast völlig durch voll- oder teilsynthetische Pharmaka
verdrängt wurden. Neuerdings erfreuen sie sich wieder größerer Beliebtheit beim
naturbewußt gewordenen Publikum. Von den Tonica, Digestiva, Diuretica und Expectorantia
(Stärkungs-,Verdauungs-, Harn- und schleimlösenden Mitteln) der Volksheilkunde reicht
die vielfältige Palette solcher Naturstoffe bis hin zu bei Fehldosierung tödlichen
Giften, z.B. den vom englischen Arzt und Botaniker William Withering im 18. Jahrhundert
erstmals eingesetzten, herzwirksamen Fingerhut-Glykosiden (Cardenoliden)." |