Die Flechten gehören zu den ungewöhnlichsten Pflanzengruppen. Sie bestechen durch ihre Vielfalt in Form und Farbe, und haben über Jahrtausende den Menschen genutzt und inspiriert. Die Flechten sind eine Lebensgemeinschaft (Symbiose) aus zwei sehr verschiedenen Organismen, Pilze und Algen (Grün- und Blaualgen), welche zusammen scheinbar einheitliche Pflanzen bilden. Das Aussehen des Flechtenkörpers wird durch den Pilz bestimmt. Die Pilzhyphen bilden ein Gerüst. Nach außen verdichten sie sich rindenähnlich und umgeben ein lockeres Mark, in dem die Algen eingebettet sind. Von der Alge bezieht der Pilz die Assimilate, vor allem Zucker, die Alge wiederum wird im Pilzgeflecht mit Wasser versorgt. Nach der Form unterscheidet man die mit der Unterlage fest verbundenen Krustenflechten, die gelappten, angewachsenen Laubflechten, die strauchähnlich verzweigten, abstehenden Strauchflechten, die scheibenförmigen, mit einem zentralen Stiel befestigten Nabelflechten, die wenig verzweigten, kelchförmigen Becherflechten und die in Gestalt verzweigter Fäden von Ästen lang herabhängenden Bartflechten. Ihr langsames Wachstum macht die Flechten konkurrenzschwach. Aber sie können im trocknen Zustand sowohl hohe als niedrige Temperaturen ertragen und auch noch bei -24° C eine positive Photosynthese-Bilanz erreichen. Dadurch sind sie an Trockenstandorte und in Kältegebieten oft stark vertreten. In den arktischen Tundren bestimmen sie die Vegetation. So dienen sie den Rentieren als Nahrung! Besonders üppig wachsen sie in Berg-Nebelwäldern, weil sie Wasser aus Nebel aufnehmen können. Einige Arten leben sogar im Wasser. Die meisten Flechten sind sehr empfindlich gegen Schwefeldioxid in der Luft und dienen daher als Indikatoren der Luftverunreinigung. |