Der Apfel aus dem Paradies
In der Schöpfungsgeschichte der Bibel wird von einem wunderbaren Garten Eden berichtet. "Allerlei Bäume, lieblich anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Und Eva sah, daß von dem Baume gut zu essen wäre, und daß er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er gut gemacht. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann..." so heißt es im 1. Buch Mose, das hier in der 1523 entstandenen Übersetzung von Martin Luther zitiert wird. In der Genesis der Bibel geht es aber nicht um die Früchte dieses Lebensbaumes, sondern Eva und Adam pflücken und verzehren die Frucht vom Baum der Erkenntnis, und die Folge ist nicht ewiges Leben, sondern Vertreibung und Sterblichkeit. Der Erkenntnisbaum ergänzt den altorientalischen Lebensbaum und scheint zur Motivierung oder Erklärung des Sündenfalls der ersten Menschen eingefügt zu sein. Die verbotene Frucht wird in der ersten griechischen Fassung des Bibeltextes als mhlon bezeichnet, also mit einem allgemeinen Begriff für eßbare Baumfrüchte. Dieser Begriff wird in die erste lateinische Übersetzung der Bibel als "fructus" übernommen, und auch Luther übersetzt hier mit dem allgemeinen Wort "Frucht", ohne eine genauere Kennzeichnung anzugeben. Man hatte jedoch schon im fünften nachchristlichen Jahrhundert begonnen, die Paradiesfrucht genauer zu definieren. Bei diesen Deutungen spielen ganz offensichtlich pflanzengeografische Gegebenheiten eine wesentliche Rolle. So glaubten die Bibelexegeten im östlichen Bereich des Mittelmeers, daß Eva dem Adam eine Feige gereicht habe, während die Interpreten in den Klöstern Norditaliens und Südfrankreichs den Apfel zur Paradiesesfrucht erklärten. Dabei mag auch ein lateinisches Wortspiel wichtig gewesen sein. Aus malum = Apfel und malum = Übel, wurde das Sprichwort: "ex malo malum = vom Apfel kommt das Übel". So wurde der Apfel zum Symbol der Erbsünde, die erst durch den Opfertod des Gottessohnes getilgt werden konnte. |