Der Text stammt aus dem 6. Jahr (etwa 2370 v. Chr.) der Regierungszeit
des Fürsten Lugalanda von Lagasch in Südmesopotamien.
Lagasch war einer der kleinen "Stadtstaaten" dieser Region
in der frühdynastischen Zeit; seine Hauptstadt war Girsu. Die
Urkunde ist Teil eines mehr als 1700 Texte umfassenden Archivs, das
1902 bei Ausgrabungen gefunden wurde und das im wesentlichen Belege
der Verwaltung des sogenannten "Frauenhauses" enthält.
Dabei handelte es sich um einen von mehreren agrarischen Großbetrieben
aus dem Wirtschaftsbereich der Herrscherfamilie, der in diesem
konkreten Fall der Ehefrau des Stadtfürsten unterstand und deren
Subsistenz diente. Mit Hilfe dieses Archivs ist es möglich, die ökonomischen
und sozialen Aktivitäten dieser Produktionseinheit über
einen Zeitraum von ca. 22 Jahren zu verfolgen und dabei zahlreiche
Informationen zum ökonomischen, aber auch zum sozialen Leben
jener Zeit zu gewinnen.
Veröffentlicht wurde der Text erstmals von Wilhelm Förtsch,
Altbabylonische² Wirtschaftstexte aus der zeit Lugalanda's und
Urukagina's, Vorderasiatische Schriftdenkmäler der königlichen
Museen zu Berlin Heft 14, 1, Leipzig 1916, Nr. 113.
Bearbeitet u.a. von Josef Bauer, Altsumerische Wirtschaftstexte aus
Lagasch, Studia Pohl 9, Rom 1972, Nr. 91.
¹ Der Terminus nig-du-a, der die Menge der Früchte
angibt, wird konventionell als "Bündel" übersetzt,
da er vornehmlich auf die Dattelrispen Anwendung fand. Die Übersetzung
n "Bündel" Äpfel ist insofern nur behelfsmäßig,
da der tatsächliche Inhalt dieses Maßes nicht bekannt ist.
² Zu jener Zeit behielt man den Begriff "Altbabylonisch"
bei, obwohl man bereits wusste, dass es weit ältere Urkunden in
sumerischer Sprache waren. |