Sonderausstellung 2003: Sex im Pflanzenreich – Lust und Frust

Blütenstaub ist längst nicht immer gelb. Diese Honigbiene nimmt den blauen Pollen eines Natternkopfes (Echium wildpreti) mit Vorderbeinen und Mandibeln auf, putzt ihn dort mit nektarbefeuchteten Bürsten ab und lädt ihn zum Heimtransport in die Körbchen an den Hinterbeinen. Einmal dort eingespeichert, spielt der fest verbackene und mit Zusatzstoffen versehene Pollen für die Bestäubung keine Rolle mehr. (© C. Westerkamp)

Hautflügler

Die Hautflügler umfassen weltweit schätzungsweise 250.000 Arten. Hiervon sind es vor allem verschiedene Wespengruppen, die als Blütenbesucher von Bedeutung sind. Die wichtigsten sind die früher treffend als „Blumen-Wespen“ bezeichneten Bienen. Im Gegensatz zu anderen Wespen ernähren sie ihren Nachwuchs mit pflanzlichem Eiweiß, nämlich Pollen. Bienen sind daher völlig auf Blüten angewiesen und gezwungen, Blumen wesentlich häufiger zu besuchen als andere Tiere.

Die für die Fortpflanzung wichtigen Pollenkörner einer Blüte sind aber nur in beschränkter Zahl vorhanden und können nicht wie Nektar nachproduziert werden. Bienenblumen sind daher gezwungen, ihren Blütenstaub den Bienen weitgehend vorzuenthalten, damit dieser nicht bei einem einzigen Besuch abgeräumt wird. Viele spezialisierte Bienenblumen halten ihren Pollen versteckt und heften Besuchern hinterrücks eine Portion auf, die so klein ist, daß erst nach einer Reihe von Blüten die Pollenmenge ausreicht, um abgeputzt und zum Nest transportiert zu werden. Dann hat der Pollen aber schon vielfach der Bestäubung gedient.

© Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg, Frankfurt a. M.
Text nach: Georg Zizka, Christian Westerkamp, Stefan Schneckenburger,
Stefan Dressler, Marco Tschapka

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Seitenverantwortliche, Stand (diese Seite): 18. August 2010
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