Bis in die 1950er-Jahren gelangten spanische Orangen in den
sprichwörtlichen hölzernen Apfelsinenkisten zu uns, die so manche
Studentenbude möblieren halfen. Unbeachtet blieben aber die farbenfrohen
Plakate, die ihre Stirnseiten zierten, um Großhändler, Händler und
Konsumenten zum Einkauf gerade dieser Orangen zu bewegen. Diese Aera
ging zuende, als viel billigere bedruckte Kartons aus Kraftpappe die
handgezimmerten Apfelsinenkisten beinahe über Nacht ablösten. Plakate
wurden nun nicht mehr benötigt und blieben stapelweise in Lagerhallen,
Versandbetrieben und Druckereien liegen. Von dort gelangten sie über
manchen Umweg in die Alben begeisterter Liebhaber und bilden seitdem
einen großartigen Sammelgegenstand.
Hervorragende Künstler der Region Valencia hatten über Jahrzehnte
Tausende von Orangenkistenplakaten im Format etwa einer guten
DIN-A4-Seite geschaffen, auf denen nicht allein Apfelsinen in jeder nur
denkbaren Rolle zu sehen waren. Süße Kinder, kleine Racker, freche
Gören, Persönlichkeiten der Kunst, Literatur und Geschichte, Mantel- und
Degen-Kerle, Chinesen, Indianer, Pin-Up-Beauties, Mütter, glutäugige
Spanierinnen in Tracht, Blumen, Bauten, Wappen, Fahnen, Edelsteine,
Kronen und andere Gegenstände, Szenen aus Sport, Religion, Film,
Vorderer und Hinterer Orient, Afrika, Wildtiere, Haustiere, Stierkampf,
Gnome und Schelme, Götter und Helden des klassischen Altertums, Märchen-
und Comicfiguren– alles das und noch viel mehr findet sich auf der
spanischen Apfelsinenkiste der damaligen Zeit. Die künstlerische
Qualität dieser Kistenplakate reicht von solider Gebrauchsgraphik bis zu
großer Plakatkunst.
Aus seiner Sammlung spanischer Orangenkistenplakate zeigt
OPIUM, das
Orangenpapiermuseum aus Salzgitter, vom 11. Dezember 2008 bis zum 22.
Februar 2009 einen Querschnitt in der Galerie des BGBM, darunter etliche
Original-Druckvorlagen valenzianischer Künstler.
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