Das Hadhramaut, das weite Gebiet der Mahra und die ganze Strecke des südarabischen Randgebirges bis nach Oman gehört zu den geheimnisvollsten und aussichtsreichsten Forschungsgebieten der Welt. Von ganz besonderer Bedeutung sind dieselben für die Geographie der Pflanzen und Tiere; man sollte nicht länger zögern, geeignete Spezialforscher dahin auszusenden. Georg Schweinfurth 1889 Die Republik Jemen ist das bevölkerungsreichste Land, die einzige Demokratie der Arabischen Halbinsel und ist mit einer Fläche von 555 000 km² etwa eineinhalb mal so groß wie Deutschland. Arabia Felix, das glückliche Arabien der Antike, liegt im Südwesten der Arabischen Halbinsel und gehört klimatisch das mag nur wenigen bekannt sein zu den Tropen. Jedes Jahr von Juni bis September weht der Südwestmonsun (Kareef) über den Indischen Ozean zur Südküste der Arabischen Halbinsel. Dieser warme Wind wirbelt vor der Küste kalte Wassermassen nach oben, nimmt selbst Feuchtigkeit auf und kühlt dabei ab. Die feuchten Luftströme kondensieren zu Wolkenbänken, die günstig gelegene, meernahe Gebirge in dichte Nebel hüllen und mit Nieselregen überziehen. Auf ähnliche Weise bilden sich an den Bergen der Küste auch zu anderen Zeiten des Jahres Wolken. Diese Wolkenbildung ermöglicht ein ungewöhnliches Phänomen: Umgeben von Wüste und Trockenheit finden sich in den Küstengebirgen inselartig Nebeloasen. Dank des Nebelniederschlages beherbergen sie Relikte einer tropischen Vegetation afrikanischen Ursprungs, die bis vor 510 Millionen Jahren auf der Arabischen Halbinsel weiter verbreitet war. Diese Nebeloasen standen im Mittelpunkt des vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (bmb+f) von März 2001 bis Juni 2004 geförderten, deutsch-jemenitischen Forschungsprojektes Paläotropische Refugialgebiete in den südlichen Küstengebirgen und auf Sokotra. Sechs Nebeloasen wurden von den Wissenschaftlern als Untersuchungsgebiete ausgewählt. Fünf liegen in den dünn besiedelten südjemenitischen Küstengebirgen: Von West nach Ost sind dies das Vulkanmassiv des Jebel Arays im Governorat Abyan, der Jebel Gedu im Governorat Shabwa, der Kor Seiban im Governorat Hadramaut sowie das Fartak-Gebirge und das Hawf-Gebirge im Governorat Al-Mahra. Die sechste ist im Haggier-Gebirge auf der jemenitischen Insel Sokotra. Die Untersuchung dieser bis dahin weitgehend unerforschten Nebeloasen erfolgte durch verschiedene Teilprojekte. Berliner und jemenitische Forscher untersuchten gemeinsam die Struktur, die Artenvielfalt und den Wandel der Pflanzendecke einschließlich der Folgen ihrer Nutzung durch den Menschen. Mit Hilfe von genetischen Fingerabdrücken ermittelten sie die Diversität der Populationen ausgewählter Pflanzenarten. Dies ermöglichte Einblicke in die Geschichte der Pflanzenverbreitung in den südlichen Küstengebirgen. Parallel dazu erforschten Wissenschaftler aus Bonn und Sanaa mit den gleichen Methoden den Wandel der Verbreitungsgebiete und die genetische Diversität ausgewählter Tierarten. Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen führten Untersuchungen zum Klima der Nebeloasen und dessen Einfluss auf den Pflanzenwuchs durch. Das deutsch-jemenitische Projekt lieferte damit nicht nur wichtige Aussagen zum Wandel der Lebensräume von Tieren und Pflanzen, sondern auch die wissenschaftlichen Grundlagen für den Erhalt dieser von Raubbau bedrohten grünen Inseln in den Wüsten der Arabischen Halbinsel. Fototafeln · Startseite
Die beteiligten deutschen Institutionen und Personen
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