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Geschichten zur Fuchsie

Französischen Sammlern kommt der Verdienst zu, um 1714 die zwei ersten Fuchsia-Arten, F. triphylla und F. coccinea, aus Zentral- und Südamerika nach Europa gebracht zu haben. Eine dritte Art, F. magellanica, aus dem Süden Südamerikas stammend, gelangte 1788 unter recht seltsamen Umständen in Kultivierung. James Lee und sein Partner Kennedy, führende Berufsgärtner in jener Zeit, hatten schon ein ansehnliches Lager vorrätig von den zwei bisher bekannten Fuchsien. Zufällig hörte Lee dann von einer Fuchsia, die im Fenster einer einfachen Frau blühte und alle anderen Arten an Schönheit übertreffen solle. Er ging sofort hin, verlor sein Herz an diese Pflanze und beschloß, sie in seinen Besitz zu nehmen. Doch jene Frau war, wenn auch arm, schlau wie die Schotten. Ihr Mann, ein Matrose, hatte die Pflanze nach Hause gebracht, und die Frau war ganz und gar nicht gewillt, sich von ihr zu trennen. Schließlich gab Lee ihr 8 Guineas und versprach ihr als Geschenk die zwei ersten Setzlinge.
Der Preis war hoch, doch die Anlage war gut. Lee zerschnitt die Pflanze, topfte die Stecklinge ein, welche sich, in ein Warmbeet eingegraben, unter günstigsten Bedingungen entwickeln konnten. Die folgende Blütezeit brachte ihm schon 300 Pflanzen ein, von denen er zwei der Strohwitwe schenkte; die anderen 298 verkaufte er. Für eine Pflanze verlangte er eine Guinea. Es sprach sich herum, Lee habe diese Geschichte erfunden, um von dem Gerücht abzulenken, er habe zwei Stecklinge aus den Royal Kew Gardens mitlaufen lassen. SeineFreunde wiederum erklärten, er habe die erste Pflanze von Berufssammlern erhalten. Was auch immer die Wahrheit ist, F. coccinea und F. magellanica sollten die Stammeltern zahlreicher Hybriden werden.
Ein französischer Kenner stellte 1848 eine Liste von 520 Arten und Gartenformen auf, um 1880 war die Zahl schon auf 1500 angestiegen. Während in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts die Zahl wieder fiel, schätzt man, daß es heutzutage über 7000 Sorten gibt, die die Liebhaber in Spannung halten und denen ihnen eigenen Kult pflegen lassen. (nach Tyler-Whittle, 1979) [Text: B. Mory]

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Seitenverantwortliche, Stand (diese Seite): 18. August 2010
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