Ein Winterwunder, das ohne Verschnupfung gegen hohe Fröste anblüht,
so preist es Karl Foerster, der unvergessene Altmeister der Staudengärtnerei,
in seinem Steingarten der sieben Jahreszeiten.
Schon im Februar können die Pflanzen in voller Blüte stehen, wenn
sie an offenen hellen Standorten dem Sonnenlicht ausgesetzt sind, im reizvollen
Kontrast zur übrigen winterlichen Umgebung. Kein Wunder, daß sie
schon seit der Jahrhundertwende unsere Gärten beleben.
Das kleine kaum 15 cm hohe Hahnenfußgewächs entwickelt im Vorfrühling
aus einem kurzen unterirdischen Wurzelstock goldgelb gefärbte Blüten.
Die Sprosse sind zunächst nur mit braunen Schuppenblättern besetzt.
Innerhalb von 2-3 Wochen wächst der Stengel um das Doppelte bis Dreifache.
Gleichzeitig setzt die Entfaltung der farnartig gefiederten Laubblätter
ein. Die Blütezeit wird verlängert durch sich bildende Seitenzweige.
Ein Fruchtansatz wird unter unseren Bedingungen nicht beobachtet. Die Gärtner
vermehren die Pflanzen im Sommer durch Teilung. Bereits im Juni beginnen die Blätter
zu welken, ab August sind die Pflanzen völlig eingezogen, die Nährstoffe
für das nächste Frühjahr sind schon getankt und im
Wurzelstock gespeichert.
Das Amur-Adonisröschen ist nicht nur am Amur verbreitet, wo es der
deutsch-russische Botaniker v. Radde Mitte vorigen Jahrhunderts auf einer
Sibirienreise sammelte. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich im Fernen Osten
bis Sachalin, über die Mandschurei, Korea und Japan. Dort ist es eine
beliebte Zierpflanze geworden. Über 50 Sorten werden mit verschiedenen Blütenformen
und -farben kultiviert, wie anemonenblütige, gefranste, weiße, grünliche,
orangerote oder purpurn getönte. Beim Altjapanischen Neujahrsfest (etwa um
den 1. Februar) spielen sie eine wichtige Rolle. Dafür werden jährlich
einige hunderttausend Pflanzen herangezogen.
Seinen Namen verdankt die Gattung Adonis dem kurzlebigen, einjährigen
Sommer-Adonisröschen, das leuchtend rot blüht. Nach dem römischen
Mythos verwandelte Venus ihren Liebling Adonis, der durch einen vom eifersüchtigen
Mars gesandten Eber getötet wurde, in die blutrote Blume.
[Text: B. Mory]