Wie
Wahrzeichen strecken Baumfarne unübersehbar und prachtvoll ihre majestätischen
Wedelkronen bis zu 20 m empor. Wedelrosetten aus bis zu 4 m langen, mehrfach
geteilten Wedeln krönen die meist unverzweigten häufig armdicken Stämme.
Solche Schopfbäume sind hauptsächlich in zwei Farnfamilien, den Dicksoniaceen
und Cyatheaceen (den "echten Baumfarnen"), anzutreffen.
An
der Sproßspitze, die im Zentrum der Rosetten liegt, erfolgt das Wachstum
und die Entfaltung neuer, junger, zuerst bischofsstabförmig eingerollter
Farnwedel. Das Spitzenmeristem wird besonders geschützt durch Haare,
Schuppen oder Stacheln. Baumfarne können bei Verletzung der Scheitelzelle
nicht mehr weiter wachsen.
Teil einer Wedelkrone aus
der Vogelperspektive
Mit Stacheln und Schuppen bewehrte eingerollte Wedelspitzen (F)
Die Stämme der Baumfarne sind oft durch das Narbenmuster der
abgeworfenen Wedel uneben oder von stehenbleibenden alten Wedelbasen bedeckt.
Deshalb eignen sie sich gut als Unterlage für andere Pflanzen (Epiphyten).
Bei manchen Arten bleiben die abgestorbenen Wedel ganz erhalten. Sie klappen
herunter und bilden im oberen Stammbereich einen undurchdringlichen Umhang. So
werden die dort unerwünschten Epiphyten an der Besiedlung des
Spitzenbereichs gehindert.
Baumfarne können
eine beträchtliche Höhe erreichen und haben kein sekundäres
Dickenwachstum. Deshalb sind bei ihnen besondere Einrichtungen zur
Stammfestigung entwickelt. Die Leitbündel sind umgeben von einem kräftigen
Festigungsgewebe (Sklerenchym), welches zur Bruchfestigkeit und Härte des
Holzes beiträgt.
Teil eines Stammquerschnittes
einer Cyathea mit Leitbündeln (L) und Festigungsgewebe (F)
Die eindrucksvollen Sklerenchymmuster im äußeren Stamm kommen bei geschnitzten Vasen prachtvoll zur Geltung.
In Réunion geschnitzte Vase aus einem Baumfarnstamm
Bei vielen Arten umhüllen zusätzlich zahlreiche sproßbürtige Wurzeln den ganzen Stamm (bei Dicksonia-Arten) oder seinen unteren Bereich (bei Cyathea-Arten) mit einen festen Mantel. Dieses Wurzelgeflecht eignet sich als Orchideen-Hängepflanzgefäß und als Orchideensubstrat. Bevor sie generell unter Schutz gestellt wurden, fielen zahlreiche Baumfarne einer solchen Nutzung zum Opfer.
In feuchten tropischen Bergwäldern sowohl der Alten wie auch der Neuen Welt fühlen sich Baumfarne besonders wohl. Manche Arten können bis über 3000 m hinaufsteigen und Fröste ertragen, andere überstehen sogar Waldbrände. Alle benötigen sie indessen eine hohe Luftfeuchtigkeit.
Die taxonomische Stellung und Gliederung der Baumfarne war und ist recht umstritten. Sie stützte sich früher hauptsächlich auf die Lage der Sporenhäufchen (Sori) und die Form ihrer Schleierchen (Indusien). Heute stehen Merkmale wie das Vorhandensein oder Fehlen von Dornen, Knötchen, Haaren oder Schuppen an der Wedelbasis oder die Beschaffenheit solcher Schuppen und Haare, im Vordergrund. Fossil sind Baumfarne seit der Jurazeit vor ca. 180 Millionen Jahren nachgewiesen. Sowohl die Cyatheaceen (ca. 650 Arten) als auch die Dicksoniaceen (ca. 45 Arten) sind heute weltweit geschützt. Handel wie Ausfuhr bedürfen besonderer Genehmigungen. Die meisten Arten lassen sich gut aus Sporen heranziehen. (Führungsblatt des Botanischen Gartens und Botanischen Museums, November 1994)
[Text: Dr. Brigitte Zimmer]
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