Mit einer terra simile cinabro" (Erde ähnlich Zinnober), so
berichtet Christoph Kolumbus, hätten sich die Eingeborenen des von ihm
entdeckten Landstriches bemalt. Vieles spricht dafür, daß hierzu der
rote Farbstoff aus Bixa orellana verwendet wurde. Dabei
wurde eine Paste aus Farbstoff und Wachsen, von den Eingeborenen Urucu"
genannt, zubereitet und auf Körper und Gesicht aufgetragen, aber auch zum Färben
der Haare benutzt.
Funde von Pflanzenresten und Samen in altperuanischen Gräbern weisen
auf eine uralte Kultur der Pflanze bei den Indianern Südamerikas hin. Heute
wird der Orleanstrauch, der ursprünglich nur auf den Antillen und Teilen
des tropischen Südamerikas heimisch war, in allen tropischen Ländern
der Alten und Neuen Welt kultiviert. Die Pflanzen wachsen strauch- oder baumförmig
und werden bis zu 7 m hoch. Die stacheligen Kapseln enthalten 30-40 erbsengroße
Samen.
Der Farbstoff Bixin, ein Carotinoidfarbstoff, den man aus den Samenschalen
gewinnt, wurde zum Färben von Wolle, Seide und Baumwolle benutzt. Er ergab
auf ungebeizten Geweben einen orangeroten bis gelborangenen Farbton, auf mit
Alaunbeize vorbehandelten Stoffen ein tiefes Orange. Da aber die Lichtechtheit
des Bixins von anderen, meist synthetisch hergestellten Farbstoffen übertroffen
wird, hat es in der Textilfärberei in diesem Jahrhundert an Bedeutung
verloren.
Allerdings ist das Bixin nicht völlig von der Bildfläche
verschwunden: Es findet heute vor allem als Lebensmittelfarbstoff Verwendung.
Schon der spanische Arzt Hernandez berichtet in der Mitte des 16. Jahrhunderts
aus Mexiko, daß der Farbstoff, für den die Bezeichnung achiotl"
üblich war, als Zusatz bei der Bereitung von kakaohaltigen Getränken
Verwendung fand. Heute kommen Margarine, Butter und Käse (Edamer, Chester)
durch Bixin zu ihrer orangeroten Farbe.
[Text: Ch. Oberprieler]