Im Herbst, zur Zeit des Laubfalls, können wir in der Umgebung des in
Ostasien beheimateten Katsurabaumes ein eigenartiges Phänomen beobachten:
vor allem bei feuchter Witterung strömen seine Blätter einen
angenehmen Duft aus, der an frisch gebackenen Kuchen erinnert. Die Erscheinung
dauert nur wenige Wochen an etwa so lange, bis das Fallaub zersetzt ist.
Der Katsurabaum gehört zu der kleinen Pflanzenfamilie der Kuchenbaum-
oder Judasbaumblattgewächse (Cercidiphyllaceae), die im
Pflanzensystem den Zaubernußgewächsen (Hamamelidaceae)
nahestehen. Diese Verwandtschaft zeigt sich unter anderem auch in der
bemerkenswert lebhaften herbstlichen Verfärbung des Laubes vieler Vertreter
dieser beiden Familien. Besonders prachtvoll sind jetzt im Oktober die Amberbäume
(Liquidambar), die persische Parrotia und einige amerikanische und
ostasiatische Zaubernüsse (Hamamelis) verfärbt. Letztere
zeichnen sich auch dadurch aus, daß sie im Herbst (Hamamelis
virginiana) bzw. im Winter (Hamamelis japonica, Hamamelis mollis) blühen
Gründe genug also, diesen interessanten Gewächsen einige
Aufmerksamkeit zu schenken! Der Familienname "Judasbaumblattgewächse"
beruht auf der großen Ähnlichkeit der Blätter des Katsurabaumes
mit denen des Judasbaumes, Cercis siliquastrum.
[Text: H. Ern]