Eigentlich ist dieser tropische Baum, zur Gattung Chorisia gehörend,
beinahe eine "Berliner Pflanze", wenn man ihre Entdeckungsgeschichte
verfolgt. Alexander von Humboldt und Bonpland sammelten ihn in Südamerika.
Die erste wissenschaftliche Beschreibung stammt vom Berliner Botaniker und
Freund Humboldts, Karl Sigismund Kunth. Er benennt ihn zu Ehren des russischen
Zeichners Login Choris. Dieser gehörte wie auch Adalbert von Chamisso, zur
Mannschaft der Brigg "Rurik", die von 1815-1818 die Welt umsegelte.
Choris kam auf tragische Weise 1828 in Südamerika ums Leben. Doch zuvor,
1822, hat Kunth ihm mit der Benennung der Chorisia ein Denkmal gesetzt. Chamisso
ist uns vor allem als Dichter des "Peter Schlemihl" bekannt,
hauptberuflich war er Kustos am Botanischen Garten von Berlin.
Was mag Kunth bewogen haben, diesen bizarren Baum voller Gegensätze
nach Choris zu benennen? Wir wissen nicht, ob und was Chamisso Kunth, mit dem er
übrigens in Berlin viel botanisierte, von Choris erzählt hat.
Die wenigen südamerikanischen Arten der Gattung Chorisia sind
in ihrer Heimat Charakterarten der Trockenwälder (Caatinga) und fallen
durch angeschwollene, wasserspeichernde Stämme (Flaschenbäume), auf
denen kräftige Stacheln sitzen, auf. Eine verwandte Gattung mit ähnlicher
Gestalt ist der Affenbrotbaum (Baobab) der Savannen Afrikas. Im Gegensatz zu den
dicken und bewehrten, regelrecht abschreckenden Stämmen sind die Blüten
von auffallender Schönheit: groß (über 10 cm Durchmesser) und
lebhaft gefärbt, bei der bei uns kultivierten Art Chorisia speciosa
von pink bis violett. Die 5 verwachsenen Kelchblätter und die 5 Blütenblätter
bilden einen Becher, der die zu einer Röhre verwachsenen Staubblätter
und den fünffächrigen Fruchtknoten umgibt. Die Frucht ist eine bis 20
cm lange Kapsel. Aus der Kapselwand entspringen Wollfäden, zwischen denen
die Samen liegen. Durch den Wind können Haare und Samen zusammen verbreitet
werden. Diese Behaarung hat auch den deutschen Namen Wollbaumgewächse
(Bombacaceae) geprägt. Beim nahe verwandten Kapokbaum (Ceiba pentandra)
haben die zur Reifezeit nutzbaren Haare (Kapokwolle) als Polstermaterial
wirtschaftliche Bedeutung erlangt.
[Text: B. Mory]