In der letzten Augustwoche öffnen sich auf der Wiese vor den
Japanischen Zierkirschen die Blüten der Herbstzeitlose, Colchicum
autumnale. Die Gattung wurde benannt nach der Colchis, einer Landschaft im süd-westlichen
Kaukasus am Schwarzen Meer.
Colchicum gehören zur Familie der Liliaceen und haben - im
Gegensatz zum Crocus aus der Familie der Iridaceen - 6 Staubgefäße.
Von West-Europa bis zur Balkanhalbinsel beheimatet, wächst Colchicum
autumnale auf nährstoffreichen Wiesen und in Auwäldern.
Die Staude hat eine ca. 7 cm große Knolle, die bis zu 25 cm tief in
der Erde liegen kann. Ende August erscheint der laubblattlose Blühsproß.
Er bildet eine lila-rosa, langröhrige Blüte mit 6 Perigonblättern,
6 Staubgefäßen und einem 3-fachen Griffel; Kronendurchmesser 7 cm.
Die Nektarien befinden sich am Grund der Staubblätter, der Nektar wird in
einer behaarten Saftrinne im Perigonblatt gespeichert. Es findet eine Fremdbestäubung
statt durch langrüsselige Fliegen, Apiden und Falter.
Im Frühjahr treibt der Hauptsproß mit den Laubblättern
seitlich aus der Basis der Mutterknolle. Ein basales Internodium schwillt an und
bildet eine Tochterknolle.
Die Laubblätter sind breit-lanzettlich, derb, etwas fleischig, ca 25 cm
lang. Inmitten der Blätter wächst gleichzeitig die Frucht heran, eine
3-teilige Kapsel, zuerst grün, später braun. Im Juni ausgereift, enthält
sie fast kugelige, schwarz-braune Samen mit einem 1.000-Korn-Gewicht von ca 4 g.
Dadurch, daß in einem Kalenderjahr die Früchte vor den Blüten
erscheinen, wurde sie bereits bei den Römern als 'filius ante patrem'
bezeichnet (der Sohn vor dem Vater).
Samen und Knollen von Colchicum enthalten das Alkaloid Colchicin. Es
ist stark toxisch und führt bei Einnahme nach einigen Stunden zum Kollaps
und Tod; deshalb auch die Bezeichnung 'pflanzliches Arsen'. Colchicin wurde
erstmalig 1886 durch Zeisel extrahiert.
Colchicin hemmt die Zellteilung und findet bedingt eine Anwendung gegen Leukämie,
Tumore, Hautkarzinome und Gicht. In pflanzlichen Zellen ist Colchicin ungiftig.
Es verhindert im Verlauf der Mitose nach der Chromosomenteilung die
Spindelbildung an den Polkappen und wird deshalb im Obstbau zur Sortenzüchtung
bei Malus, Pyrus, Musa und Citrus angewandt.
Unsere Colchicumwiese ist eine ein-schürige Wiese und wird einmal jährlich
in der letzten Augustwoche gemäht.
[Text: Schwarz 1998]