Mit großer Freude präsentiert der Botanische Garten Berlin-Dahlem
seinen Besuchern hier einen neuen Blütenstrauch: Heptacodium
miconioides aus der Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae).
Der Autor der hier neu vorzustellenden Gattung, Alfred Rehder, wertete um
1910 am Arnold Arboretum bei Boston die Pflanzenzugänge jener Reisenden
aus, die für amerikanische Institutionen sammelten. Von Ernest Wilson,
einem englischen Pflanzensammler, erhielt er einen Herbarbeleg, gesammelt am
Hsing-Shan im westlichen Hupeh. Rehder erkannte die Zugehörigkeit zur
Familie der Geißblattgewächse und benannte die neue Gattung nach den
siebenblütigen Endgliedern der Blütenstände Heptacodium. Die Ähnlichkeit
der Blattnervatur mit der tropischen Gattung Miconia (Melastomataceae)
bestimmte den Artnamen miconioides.
Im Jahre 1877 schon hatte William Hancock, britischer Seezoll-Beamter in
chinesischen Diensten, zwei Herbarbelege im ostchinesischen Zheijiang gesammelt,
fast 1000 km östlich der Fundorte des Heptacodium. Sie kamen in das
Herbarium der Royal Botanic Gardens Kew, England und wurden erst 1952 überprüft,
Heptacodium jasminoides Airy-Shaw benannt und als vermeintlich zweite
Art der Gattung angesehen.
Bis dahin hatte noch kein Botaniker lebende Pflanzen dieser neuen Gattung
gesehen. Im Herbst 1980 unternahmen nordamerikanische und chinesische Botaniker
eine Sammelreise in China. Im Botanischen Garten Hangzhou trafen sie einen
Strauch an, das bisher nur aus Herbarbelegen bekannte Heptacodium. Auf
Samen dieses Strauches, der einem natürlichen Vorkommen in der Provinz
Zhejiang entstammt, gehen alle inzwischen in vielen botanischen Gärten
kultivierten Pflanzen zurück, auch die in Berlin-Dahlem. In ihrer Heimat
ist diese Pflanzenart sehr selten und nur an wenigen Standorten anzutreffen. Sie
steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Chinas.
Inzwischen erwies sich die Identität der beiden Arten. Gleichwohl
werden sie weiterhin unter beiden Namen geführt. Heptacodium ist
ein Frühgrüner und Spätsommerblüher, (von August bis
Oktober), duftend, zeichnet sich durch schöne Blüten und Früchte
aus. Sein Laub fällt spät, er ist winterhart und leicht zu vermehren.
[Text: R. Marquardt, 1997]