Woher diese Unterart der weitverbreitesten und auch bei uns heimischen
Kissen-Primel ihre deutschen Namen hat, konnte ich noch nicht herausfinden.
Möglicherweise verdankt sie ihn dem bunten Farbenspiel ihrer Blüten, vielleicht
aber auch dem Umstand, daß sie eher als ihre hellgelbe heimische Verwandte blüht
- manchmal bereits zur Faschingszeit.
Zuhause ist die Karnevals-Primel im östlichen Mittelmeerraum von
Griechenland bis in den Kaukasus und nach Nordpersien. Dort wächst sie -- gewöhnlich in Lagen unterhalb 1000 m
-- an luftfeuchten Standorten in
Macchien, Eichenwäldern, Haselnußpflanzungen und auf buschigen und
grasigen Hängen. In höheren Gebirgslagen kommt im gleichen Gebiet auch
die gewöhnliche hellgelbe Kissen-Primel vor und am Südufer des
Kaspischen Meeres, im sogenannten "hyrkanischen Waldgebiet", überlappt
sich das Areal der Karnevals-Primel mit dem der weiß- oder rosablütigen
Unterart Primula vulgaris subsp. heterocbroma.
Kissen- und Karnevals-Primel sind seit langem untereinander und mit nahe
verwandten Formen gekreuzt worden. All die bunten, zum Teil gefüllten und
großblütigen Sorten, die im Frühjahr zu kaufen sind, haben hier
ihren Ursprung. Selten findet man dagegen wirklich reine Herkünfte, die in
enger Nachbarschaft mit nah verwandten Arten und Unterarten -- wie hier im
Botanischen Garten - ohnehin bald wieder Kreuzungen ergeben würden.
Dies soll aber die Freude am bunten Farbenspiel der Karnevals-Primeln nicht
mindern -- im Gegenteil: Noch viel zu selten ist diese hübsche Frühlingsblume
in Privatgärten zu sehen. Dabei wäre sie, unter Sträucher und Bäume
gepflanzt, eine schöne und umweltfreundliche Alternative zum offen
daliegenden, saubergejäteten und kahlgekratzten Boden!
[Text: H. Ern, 1990]