Die wissenschaftlichen Pflanzennamen sind von großer Bedeutung, weil
sie den Schlüssel zu unserem Wissen über die Pflanzenwelt bilden, denn
Informationen über eine Pflanze kann man in Büchern nur finden, wenn
man ihren Namen kennt. In der botanischen Systematik wird jede Pflanze benannten
Sippen (Fachausdruck: Taxa, Einzahl Taxon) zugeordnet, die verschiedenen,
einander übergeordneten Rangstufen angehören. Die Grundrangstufe ist
die Art (species). Eine Art kann einerseits z.B. in Unterarten (subspecies),
Varietäten (varietas) und Formen (forma) unterteilt werden. Andererseits
kann sie in aufsteigender Reihenfolge zahlreichen Taxa höherer Rangstufen
zugeordnet werden; d.h. eine Art gehört z.B. zu einer Gattung, Familie,
Ordnung, Klasse und Abteilung. Im Bedarfsfalle werden noch weitere
Zwischenrangstufen unterschieden.
Die Anwendung der wissenschaftlichen Namen wird durch den für alle
Botaniker verbindlichen "Internationalen Code der Botanischen Nomenklatur"
(letzte Ausgabe 1994) geregelt; sie werden ohne Rücksicht auf ihre
sprachliche Ableitung wie lateinische Namen behandelt. Der Name einer als neu
beschriebenen Art ist nur dann gültig veröffentlicht, wenn er mit
einer lateinischen Beschreibung verbunden ist.
Der Artname setzt sich immer aus zwei Teilen zusammen. Dabei folgen wir dem
Vorbild der von dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707-1778)
zum ersten Mal konsequent angewendeten zweigliedrigen (binären) Benennung.
Der stets groß geschriebene Gattungsname bildet den ersten Teil; der
zweite Namensteil, das sogen. Artepitheton (Beiwort), wird in der Regel klein
geschrieben.
Als Beispiel für die Benennung einer Art und der ihr übergeordneten
Sippen sei hier die Kartoffel genannt (in Klammern werden die für die Namen
der höheren Rangstufen typischen Endungen genannt):
Hierbei ist zu beachten, daß die Sippen höherer Rangstufe in
verschiedenen Systemen unterschiedlich abgegrenzt (und benannt) werden können.
Auf
den Namensschildern des Botanischen Gartens werden in der Regel der den
Gattungsnamen enthaltende Artname und der Name der Familie genannt; soweit
unterschieden, werden auch Unterarten (subsp.) und Varietäten (var.) erwähnt.
Hinter dem wissenschaftlichen Namen werden normalerweise die Autoren (meist in
abgekürzter Form) angegeben, die als erste den Pflanzennamen gültig
veröffentlicht haben. In unserem Beispiel "L." für Linné.
Nicht selten werden sogar zwei Autoren zitiert, von denen der erste in Klammern
steht. Ein solches doppeltes Autorzitat kommt dadurch zustande, daß
beispielsweise eine Art aufgrund neuer Erkenntnisse später in eine andere
Gattung versetzt wird. In einem solchen Fall muß das Epitheton des ursprünglichen
Namens beibehalten werden, und sein Autor wird dann in Klammern zitiert, während
der Autor, der die "Versetzung" der Art zuerst durchführte,
dahinter steht. Der in unseren Buchenwäldern verbreitete Waldmeister wurde
z.B. zunächst von Linné Asperula odorata genannt. Später
wurde er von dem Tiroler Botaniker Scopoli in die Gattung Galium
versetzt und heißt jetzt Galium odoratum mit dem Autorzitat "(L.)
Scop." (siehe unten).
Soweit bekannte, in der Standardliteratur verwendete deutsche Namen der
Pflanzen existieren, werden auch diese auf dem Namensschild angeführt.
Dabei ist aber zu bedenken, daß in verschiedenen Gegenden Deutschlands oft
unterschiedliche Namen existieren. Für viele nur außerhalb
Deutschlands wachsende Pflanzenarten gibt es jedoch keine deutschen Namen. Die Übersetzung
der wissenschaftlichen Namen wurde oft versucht, führt aber meist zu
unbefriedigenden Ergebnissen, zumal solche Namen in der Literatur nur selten
verwendet werden.
Bei Kulturpflanzen werden häufig zahlreiche Sorten (cultivar, cv.)
unterschieden. Seit 1959 müssen neue Namen solcher Sorten Phantasienamen
sein und dürfen nicht mehr den latinisierten botanischen Namen entsprechen,
was vorher zulässig war, z.B.
Sortennamen sind an der Abkürzung cv. oder an einfachen Anführungszeichen zu erkennen.
Beispiel eines Namensschildes des Botanischen Gartens:
[Text und Abbildung: P. Hiepko]
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