Nach der Rodung der immergrünen Steineichenwälder und unter
dem Einfluß ständiger Beweidung durch Schafe und Ziegen haben
sich in Spanien wie im gesamten übrigen Mittelmeergebiet heideähnliche
Pflanzengesellschaften entwickelt, deren Zusammensetzung stark von der Art
des Untergrundes abhängt.
Auf Kalkgestein bestehen diese „Felsheiden“ vor allem aus
Zwergsträuchern aus der Familie der Lippenblütler (Labiatae).
Eine ihrer artenreichsten Gattungen, Thymus (Thymian), ist mit mehr
als 30 verschiedenen Arten allein in Südwesteuropa vertreten. Deshalb ist es
verständlich, daß die Spanier ihre thymianreichen Kalktriften „Tomillares“ (Tomillo
= Thymian) nennen. In Südfrankreich ist für diese Pflanzenformation dagegen
der Name „Garrigue“ gebräuchlich.
Weitere Lippenblütler der „Tomillares“ sind Lavendel- (Lavandula),
Rosmarin- (Rosmarinus) und Salbei- (Salvia) Arten. Wie die
Thymiane enthalten auch sie reichlich ätherische Öle. Gräser,
Korbblütler, Iris und Liliengewächse, Schmetterlingsblütler
und Zistrosengewächse bilden -- neben vielen anderen Pflanzen -- die artenreiche Begleitflora der Lippenblütler in den mediterranen
Felstriften. Die meisten dieser Pflanzen zeichnen sich durch dicht
behaarte, graue bis weißliche Blätter aus. Hierin darf man
sowohl eine Schutzeinrichtung gegen übermäßige Erhitzung
und Verdunstung wie auch gegen Tierfraß sehen.
Von den Gehölzarten des ehemaligen Steineichenwaldes pflegen einige
mittelgroße Sträucher in den Tomillares vorzukommen. Es sind
vor allem der stachlige Ginster Genista scorpius, der schuppen-blättrige
Wacholder Juniperus phoenicea, Steinlinden-Arten (Phillyrea)
und Waldrosen (Rosa). Die Hauptblütezeit der Tomillares sind
Spätfrühling und Frühsommer. Ab Juli erzwingt im
Mittelmeergebiet die sommerliche Trockenzeit eine Vegetationsruhe, die
erst durch die Herbstregen beendet wird. Im Berliner Botanischen Garten
sind hochsommerliche Regenperioden und schneearme, frostreiche Winter die
größten Risiken für ihr Gedeihen.
[Text: H. Ern, 1993]