Eine Schiffsladung für eine Tulpenzwiebel, Tulpenträume, Blütenseligkeiten.
Reichtum und Ruin lagen nah beieinander in der Zeit, als die Holländer der
Tulpenwahn erfaßt hatte. Es begann alles mit Ghiselin de Busbeqc, österreichischer
Gesandter am Hofe Suleimans des Prächtigen. Er brachte Tulpensamen,
vermutlich auch Zwiebeln, 1554 mit nach Wien und gab der Blume den noch heute
geläufigen Namen. Einen Namen allerdings, den sie einem Mißverständnis
verdankte. "Tülbend" hielt der noble Mann für den türkischen
Namen der schönen Blume, was doch in Wahrheit das rote Turbantuch der Türken
bezeichnet, mit dem die Blüten wohl in Form und Farbe verglichen wurden.
Die Fugger brachten die Tulpe nach Deutschland, durch Gelehrte und Händler
kam sie ab 1593 nach Holland. Der Handel mit den zunächst seltenen Tulpen
wurde schwunghaft, einzelne Zwiebeln erreichten Preise, die mitunter den
durchschnittlichen Jahreslohn um ein Vielfaches übertrafen. Ganze Häuser
und Schiffsladungen wechselten für ein paar unscheinbare Zwiebeln den
Besitzer. Anfang des 17. Jahrhunderts hatte sich die Tulpe vom Liebhaberstück
in ein Spekulationsobjekt verwandelt, das Geschäftspraktiken hervorbrachte,
die heutigen Warentermingeschäften ähneln: Mit vollem Risiko wurden
Zwiebeln erworben, die noch in der Erde lagen und sich erst vermehren sollten.
Als die holländische Regierung 1637 die Tulpenpreise gesetzlich
festschrieb, um dem Irrsinn ein Ende zu machen, brachen die Märkte zusammen.
Für viele war die Katastrophe perfekt. Aber es war auch der Beginn der
Tulpenzucht, die Holland berühmt gemacht hat.
Etwa 100 Wildarten zählt die Gattung der Liliengewächse, die in
Ost- und Mittelasien beheimatet ist. Die Stammform der heutigen Gartentulpen
Tulipa gesneriana (Sammelbezeichnung) ist vermutlich die aus Vorderasien
stammende rotblühende Tulipa suaveolens. Einzige in Deutschland wild
wachsende Art ist die gelb blühende Wilde Tulpe oder Wald-Tulpe (Tulipa
sylvestris). Sie gehört nach der "Roten Liste" zu den gefährdeten
Arten.
[Text: S. Weiss]