Barbara Cook >>> Über den Unterschied zwischen Parasitismus und Symbiose lässt sich lange philosophieren. Auch was das Phänomen der Gallenbildung bei Pflanzen angeht, ergeben sich keine einfachen Antworten. Einerseits ist der Verursacher dieser merkwürdigen Gebilde ein Gast, der seinen Nachkommen ein prächtiges Geburtsheim und geeignete Nahrung verschafft. Andererseits ist der eigentliche Architekt dieses Unterschlupfes die Pflanze, die als Wirtin ihre Zellen zur Verfügung stellt, sie vergrößert und vermehrt, sie zur Wochenstube und zum Kinderzimmer gestaltet. Es gibt Hunderte von Verursachern von Gallen und ebenso viele Wirtspflanzen. Läuse, Milben, Zikaden, viele Wespenarten, Fliegen, aber auch Brand- und Rostpilze können eine Gallenbildung anregen. Im Laufe der Evolution haben alle Gäste ihre Lieblingswirte ermittelt. Dabei bilden sie in Abhängigkeit von der Wirtspflanze oftmals komplizierte Lebenszyklen. Um ihre Überlebenschancen zu erhalten, legen manche Insekten auch besonders viele bzw. mehrfach Eier im Pflanzenmaterial ab. Was haben die Pflanzen davon? In einer Symbiose kann der Profit des einen Partners oftmals unmittelbarer sein als der des anderen Partners. Generell gilt aber als erwiesen, dass die heutige Artenvielfalt bei Pflanzen nicht ohne Insekten überleben könnte. Gallen sind eine faszinierendes Phänomen der Natur. Dazu gehört auch das Treiben von Eindringlingen, die sich als räuberische Parasiten der Galle und der darin enthaltenen Larven bemächtigen. |