Außerordentlich wenig ist über das bewegte Leben von C. L. Ledermann (1875-1958) bekannt. Er wurde am 29. Juli 1875 in Cennier bei Neuchâtel in der Schweiz geboren, studierte an der Universität Heidelberg und ging im Alter von 29 Jahren in die Tropen. Anfangs arbeitete Ledermann an der Versuchsanstalt für Landeskultur in Viktoria im damaligen Deutsch-Kamerun (heute Limbe, Kamerun) und nahm an großen Sammelreisen im Gebiet der späteren Staaten Kamerun und Zaire teil. Um die 6 500 Pflanzen brachte er aus Kamerun mit nach Berlin und veröffentlichte seine Beobachtungen 1912 unter dem Titel "Eine botanische Wanderung nach Deutsch-Adamaua". 1912-1913 schloß er sich als Botaniker der sogenannten Kaiserin-Augusta-Fluß-Expedition im damaligen Deutsch-Neuguinea an. Weitere 6 660 Pflanzen gelangten so nach Berlin an das Königliche Botanische Museum. Finanziert von der Kommission für die Erforschung der deutschen Schutzgebiete reiste Ledermann anschließend allein zu den Karolinen und sammelte zwischen Oktober 1913 und März 1914 auf den Inseln Ponape, Truk, Rota und Palau. Bereits im Jahre 1899 hatte das deutsche Reich seine Schutzgebiete im Pazifischen Ozean erweitert und die Karolinen sowie große Teile der benachbarten Marianen gegen die Kaufsumme von 16 Millionen Mark erworben. Die gründliche botanische Erforschung von Ponape, der mit 347 qkm größten Insel der Karolinen, begann aber erst im Oktober 1913 mit dem fast zweimonatigen Aufenthalt von Ledermann. Noch vor Ausbruch des ersten Weltkriegs kehrte Ledermann nach Europa zurück und nahm als Freiwilliger an den Kämpfen in den Karpaten und am Balkan teil. Im Laufe seiner reichen Sammeltätigkeit schickte Ledermann einige zehntausend Exemplare getrockneter Pflanzen an das Königliche Botanische Museum Berlin-Dahlem, die in den folgenden Jahrzehnten von den dort tätigen Wissenschaftlern bearbeitet wurden; Doppelexemplare seiner Sammlungen von den Karolinen gingen im Rahmen des Herbaraustausches an andere Institutionen, so an die Royal Botanic Gardens in Kew bei London, das United States National Herbarium in Washington und das Bishop Museum in Honolulu. Ledermanns rund 1400 Aufsammlungen von den Karolinen bildeten eine wesentliche Grundlage für die von Carl Lauterbach begründeten und herausgegebenen "Beiträge zur Flora Papuasiens", die in zahlreichen Fortsetzungen in der Zeitschrift "Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie" in den Jahren 1912 bis 1937 erschienen.
Zahlreiche für die Wissenschaft neue Pflanzengattungen und -arten wurden in dieser Serie auf der Grundlage von Belegen Ledermanns erstmals beschrieben und zum Teil auch abgebildet. Als in der Nacht vom 1. zum 2. März 1943 das Botanische Museum Berlin-Dahlem Opfer eines Bombenangriffs wurde, verbrannten auch wesentliche Teile von Ledermanns Pflanzen aus der Inselwelt des Pazifischen Ozeans; glücklicherweise blieb jedoch ein unverteilter, allerdings unvollständiger Dublettensatz erhalten, ebenso wie die Feldbücher Ledermanns mit seinen Standortnotitzen und ein über dreihundert Seiten umfassendes, unveröffentlichtes Manuskript mit dem Titel "Die Vegetation der Insel Ponape (Ost-Karolinen)". Zusammen mit den verstreut aufbewahrten Herbarexemplaren sind diese Dokumente die einzigen verbleibenden Zeugnisse der ersten gründlichen botanischen Erforschung der Karolinen und eines Mannes, dessen Leistungen nur in bescheidenem Umfang Anerkennung fanden. Eine Auswahl dieser Zeugnisse ist bis Dezember 1998 in einer Ledermann gewidmeten Vitrine der Sonderausstellung "Die grüne Schatzkammer der FU" öffentlich zu sehen, bevor sie wieder im Magazinen von Bibliothek bzw. Herbarium geschützt aufbewahrt werden. Ledermann lebte in den dreißiger Jahren in Berlin "in
den bedrängtesten Verhältnissen". Das ist aus einem
Schreiben an die deutsche Forschungsgemeinschaft ersichtlich: "Er
ist stellungslos und hat bei einem Alter von etwa 60 Jahren auch keine
Aussicht eine Stellung zu finden" (Prof. Dr. J. Mildbraed an
DFG, 13.XI. 1936). Wenig später übersiedelte Ledermann nach
Untereisenheim bei Würzburg. Fast vergessen starb C. L. Ledermann
dreiundachtzigjährig im Jahre 1958 in Volkach am Main. |