Otto Warburg (1859-1938) wurde am 20. Juli 1859 in Hamburg als Sohn wohlhabender jüdischer Eltern geboren. Da seine Familie jedoch frei von jüdischen Traditionen lebte, erhielt er eine humanistische Erziehung. Sein Universitätsstudium absolvierte er von 1879-1883 in Bonn, Berlin, Hamburg und Straßburg. Schon früh verschrieb er sich ganz der Botanik und promovierte bei dem berühmten Botaniker DeBary. Die Forschungsreisen Darwins und seiner Nachfolger revolutionierten in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Biologie nachhaltig mit Ihren Beschreibungen und Klassifizierungen exotischer Lebewesen und Landschaften. Die neuen Evolutionstheorien waren in aller Munde, und Forscher durchkämmten alle Teile des Globus auf der Jagd nach neuen Entdeckungen. Auch Warburg wurde von diesem Fieber angesteckt, brach im Herbst 1885 nach Indien und Cylon auf und kam hier zum ersten Mal mit der Pflanzenwelt der Tropen in Berührung. Er verbrachte insgesamt 4 Jahre auf einer Studienreise durch Süd- und Ostasien, über die er Reiseberichte und Vegetationsbeschreibungen veröffentlichte. Überall erforschte er noch unbekanntes Land, vor allem die unzugänglichen Regenwälder. Er sammelte Tausende Pflanzen und beobachtete die unterschiedlichen Lebensformen und Pflanzengemeinschaften unter den primitivsten Bedingungen. Über die Schwierigkeiten bei seiner Sammeltätigkeit im Urwald schrieb er: "... auch sind die Blüten meist zu klein, um in der Höhe entdeckt zu werden, oder zu sehr von dem Laubgewirr bedeckt; und hat man sie erspäht, so ist das Erreichen derselben äußerst schwierig; schießt man aber kleine Pröbchen herunter, so fallen so viele Blätter verschiedener Art mit, daß es großen Scharfsinnes und Kenntnisse bedarf, die richtigen herauszufinden." Ähnliche Erfahrungen hatte schon Alexander von Humboldt im Jahre 1800 in Südamerika gemacht, als er Einheimischen eine Unze Gold bot, um die Blüte eines unerreichbar hohen Urwaldriesen zu ergattern. Im Sommer 1889, nach Deutschland zurückgekehrt, begann Warburg im alten Botanischen Museum in Schöneberg mit der Bearbeitung des mitgebrachten Materials. Er beschieb zahlreiche neue Pflanzengattungen und -arten. Das von ihm in dieser Zeit angelegte Herbar und die Typusbelege der von ihm beschriebenen Pflanzen liegen heute im Botanischen Museum Berlin-Dahlem.
Warburg ließ sich 1891 als Privatdozent an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin nieder und wirkte schließlich von 1897-1922 als Professor für tropische Landwirtschaft am Orientalischen Seminar. Den Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit bildeten seine Werke über die Muskatnuß und die Familie der Muskatnußgewächse (Myristicaceae), die seine Reputation bezüglich der tropischen Landwirtschaft festigten. Mehrere neue Pflanzenarten und -gattungen wurden nach im benannt, wie Warburgia, Warburgiella und Metroxylon warburgii. Um die Jahrhundertwende wurde für Deutschland der Erwerb von Kolonien immer wichtiger. Warburg, aufgrund seiner weitreichenden Erfahrungen in tropischer Landwirtschaft als Berater und Planer herangezogen, wurde 1896 Gründungsmitglied und Direktor des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees in Berlin. Von nun an widmete er sich ganz den praktischen Problemen der Landwirtschaft in den deutschen Kolonien und der Einführung neuer Nutzpflanzen in diese Gebiete. 1907 erschien Warburgs Hauptwerk "Die Kulturpflanzen der Weltwirtschaft". Auch heute noch fast unbekannte Rohstoffe fanden sein Interesse, wie das Beispiel der polynesischen Steinnuß-Palmen zeigt, die er bearbeitet hat. Die Früchte dieser Palmengattung (Metroxylon), zu der auch die Sagopalme Metroxylon sagu zählt, wurden als vegetables Elfenbein bezeichnet und zur Knopfherstellung verwendet. Warburg schreibt zu deren Vorkommen: "Jedenfalls gehört die ganz eceptionelle und eigenartige Verbreitung dieser Gattung zu den seltsamsten Räthseln, welche uns die vielfach verschlungene altpolynesische Pflanzengeschichte zu lösen gibt". Durch eine Reise in den Orient angeregt, begann Warburg sich für die landwirtschaftliche Kolonisation durch Juden zu interessieren. In diese Zeit fällt auch sein erster Kontakt mit Theodor Herzl, dem Gründer der Zionistischen Weltorganisation, der sein Interesse an Palästina und am Zionismus weckte. Seine umfangreichen, in der Beschäftigung mit den deutschen Kolonien erworbenen Erfahrungen waren von unschätzbarem Wert für die landwirtschaftliche Erschließung Palästinas. Im Jahre 1919 war Warburg Mitbegründer der landwirtschaftlichen Forschungsstation der Zionistischen Weltorganisation in Palästina; 1921 wurde er deren Direktor. Er verwirklichte hier seinen lang gehegten Wunsch, die theoretische mit der praktischen Landwirtschaft zu verbinden. Auch nach seiner Teilübersiedlung im Jahre 1922 nach Palästina behielt Warburg seinen Wohnsitz in Berlin bei und pendelte fortan zwischen diesen Orten. Seit 1925 war er Professor für Botanik und Direktor des naturwissenschaftlichen Instituts der Jüdischen Universität in Jerusalem. Warburg starb am 10. Februar 1938 in Berlin. |