Die Welt in einem Garten
Engler in den AlpenEnglers ganz besonderes Interesse galt der Pflanzenwelt der Alpen. Von
seinen Schülerzeiten in Breslau bis ins hohe Alter in Berlin
verbrachte er mehrmals im Jahr einige Wochen "zum Zwecke eines
vergleichenden Studiums und nebenbei zur Erholung" in den
Bergen.
Notizen, die er sich über die Pflanzengemeinschaften machte, waren
die Grundlage für die Pflanzpläne im Dahlemer Garten. Die
Gebirgslandschaften, wie "Alpinum", "Himalaja", "Balkanhalbinsel"
oder die "Mittelgebirge Zentraleuropas", die wir heute
hier durchwandern können, würden ohne seine Arbeit nicht so
natürlich wirken.
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Engler bei einer Führung durch das
Alpinum, BGBM, Archiv |
Für ihn war es selbstverständlich, lebende Pflanzen,
Früchte und Samen von seinen Reisen
mitzubringen. Er sorgte dafür, daß auch die Gärtner, bei
Touren in die Alpen, mit den Existenzbedingungen der einzelnen Arten
vertraut gemacht wurden und so berichtete er stolz: "....wir
haben demzufolge immer an dem Gedeihen der Alpenpflanzen, auch im
Berliner Klima, recht viel Freude gehabt, namentlich auch in der
Vermehrung recht gute Erfolge erzielt."
Die für die europäischen Gebirge charakteristischen
Gesteinsarten, wie dunkles Urgestein, das in den Zentralalpen überwiegt
und grauweißes Kalkgestein das für die "nördlichen
und südlichen Kalkalpen" charakteristisch ist, wurde in die künstlichen
Gebirge des Gartens eingebracht, um so den Unterschied von "Kalkpflanzen"
und "Urgesteinspflanzen" zu demonstrieren.
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Kalkgestein mit sandgetrockneten Steinbrechgewächsen,
BGBM |
Besonders gut kann man dies an den beiden Alpenrosenarten erklären.
Die Rostrote Alpenrose mit ihrer rötlichbraunen Blattunterseite
(Rhododendron ferrugineum) kommt nur auf den kalkfreien Böden
der Zentralalpen vor, die Behaarte Alpenrose mit ihren feinen Härchen
an den Blattkanten (Rhododendron hirsutum) bevorzugt dagegen die
Kalkalpen. So einfach die Unterschiede der Gesteine zu erklären
sind, so kompliziert sind ihre Wirkungen auf die Pflanzen.
Die ganz natürlich wirkenden Gemeinschaften der Pflanzen in einem
botanischen Garten sind in Wirklichkeit höchst kunstvolle
Artefakte. Engler verstand es in genialer Weise hier
Pflanzengesellschaften wie Schneeheide, Kiefer und Alpenrose zu
zeitlosen Ordnungen zu vereinen.
Englers geliebte Alpenlandschaften im Dahlemer
Garten hatten auch auf die Gartenmode der Jahrhundertwende eine
starke Wirkung, ein "Alpinum" anzulegen galt als höchstes
Ziel vieler Gartenliebhaber und die Gebirgslandschaften des Botanischen
Gartens in Dahlem wurden weithin gerühmt. |