Sonderausstellung 2000 - Die Welt in einem Garten

Die Welt in einem Garten
  • Der neue Garten in Dahlem
  • Engler in den Alpen
  • Pflanzen für den neuen Garten

Der Neue Garten in Dahlem

Durch ein am 19. Mai 1897 vom Preußischen Abgeordnetenhaus angenommenes Gesetz über die Verlagerung des Botanischen Gartens bot sich Engler und seinen Mitarbeitern die Gelegenheit, das botanische Zentrum in Deutschland aufzubauen. Dieses bestand aus einem Garten, einem Museum und der Botanischen Zentralstelle für die Kolonien.

Engler hatte lange gezögert, seine Zustimmung zu dem in Aussicht gestellten Areal zu geben. Das ist verständlich, lag es doch, wie man in Berlin sagt, "j.w.d.", "janz weit draußen", am damals äußersten Rand der Stadt. Dann aber stellte er sich mit der vollen Kraft seiner Persönlichkeit hinter das Projekt.

Dahlem - Blick vom großen Winterhaus nach Süden, 1909, BGBM, Archiv
Vier Faktoren bestimmen jeden Garten: das Klima, die Wasserversorgung, der Boden und die Pflanzen. Jeder läßt sich beeinflussen: das Klima durch den Bau von beheizbaren oder gekühlten Gewächshäusern, die Wasserversorgung durch Zuleiten oder Fernhalten von Wasser, der Boden durch Aufschütten von Substrat, die Vegetationsdecke durch Einbringung standortfremder Pflanzen.

Bei der Anlage des neuen Botanischen Gartens auf den Äckern der Domäne Dahlem war der Bau von zwei leistungsfähigen Brunnen die erste und mit Abstand wichtigste Baumaßnahme. Sie sind bis heute in Funktion und gewährleisten den Betrieb der riesigen Anlage. An diese Brunnen schloß sich ein kilometerlanges, weit verzweigtes Leitungssystem an, das in den Boden verlegt die Bewässerung aller Bereiche des Gartens ermöglichte. Früh errichtete man auch ein Pumpwerk und ein mit Kohle betriebenes Kesselhaus, da die Gewächshäuser in der kalten Jahreszeit rund um die Uhr beheizt werden mußten.

Die zweite wichtige Maßnahme war das Einbringen und die Bewegung ungeheurer Mengen Substrats. Im Herbst 1897 wurde das gesamte Gelände von 42 ha mit Dampfpflügen 80 cm tief aufgelockert. 1898 wurden mit der Erde, die man beim Ausschachten des Teichs gewann, die für die Gebirgspflanzen bestimmten Hügel der pflanzengeographischen Abteilungen aufgeschüttet und die Terrassen für die Kulturhäuser hergerichtet.

Wasserfall, Postkarte vom Neuen Botanischen Garten, um 1910, BGBM, Archiv
Tausende Pferdefuhrwerke mit Kalkgestein kamen aus Rüdersdorf bei Berlin, Gneis aus dem Harz und Tuff aus der Eifel. Aus ihnen formte man die von Engler konzipierten Miniaturgebirge, den Himalaja und die Alpenanlage mit Wasserfall, die schon auf den ersten Postkarten des neuen Botanischen Gartens abgebildet sind. Der wichtigste Schritt war freilich das Einbringen standortfremder Pflanzen, und viele Wege standen offen. Die Bepflanzung der pflanzengeographischen Anlagen begann im Frühjahr 1899, bald darauf die des Arboretums und des Systems.

Während der Bau der Gewächshäuser langsam voranschritt, wurde die Bevölkerung erstmals am Ostermontag des Jahres 1903 in den Garten eingeladen. 3500 Berliner kamen mit der Dampfbahn der Kutsche oder zu Fuß.

Es war ein in seiner Konzeption überzeugender, in seiner Größe in Mitteleuropa einzigartiger Garten entstanden.

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© Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem, Freie Universität Berlin
Seitenverantwortliche, Stand (diese Seite): 18. August 2010
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