Adolf Engler (1844-1930) wird am 25. März 1844 in Sagan in Niederschlesien, dem heutigen Zagan in Polen, geboren. Er verbringt seine Kindheit und Jugend in sehr bescheidenen Verhältnissen mit der Mutter in Breslau. Nach der Promotion zum Dr. phil. (1866) und dem Staatsexamen für das höhere Lehramt wird er zunächst Gymnasiallehrer an der von ihm früher besuchten Schule in Breslau. In diese Zeit fallen seine ersten morphologischen und systematischen Studien sowie erste Forschungsreisen innerhalb Europas. 1878 wird Engler als ordentlicher Professor und als Direktor des Botanischen Gartens an die Universität Kiel berufen. Die Neugestaltung des Botanischen Gartens gibt ihm erstmals die Gelegenheit, die ihm wichtigen pflanzengeographischen Aspekte zu berücksichtigen. Die Lehrtätigkeit an der recht kleinen Universität läßt ihm genügend Zeit für seine botanischen Forschungen und ist der Beginn seiner zeitlebens großen Veröffentlichungs- und Herausgebertätigkeit. 1880 gründet Engler die Zeitschrift "Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie", 1987 erscheint der erste Band der "Natürlichen Pflanzenfamilien" unter Mitarbeit zahlreicher Botaniker. In den Jahren von 1884-1889 ist Engler ordentlicher Professor und Direktor des Botanischen Gartens der Universität Breslau. Er kommt im Alter von 45 Jahren im Oktober 1889 nach Berlin, um sowohl ordentlicher Professor für systematische Botanik an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin als auch Direktor des Königlich Botanischen Gartens und Museums in Schöneberg zu werden.
Englers großes organisatorisches Talent zeigt sich vor allem beim Umzug des Botanischen Gartens von Schöneberg nach Dahlem in den Jahren von 1897 bis 1910. Die Einrichtung des neuen Botanischen Gartens, besonders die pflanzengeographischen Anlagen, die in ihrer Größe und Spezialisierung eine einmalige Neuerung darstellten, sind ganz sein Werk. Schon früh erkennt Engler die große Bedeutung der damals noch jungen deutschen Kolonien für die Botanik. Nach der Gründung der "Botanischen Centralstelle für die Colonien" am Botanischen Garten und Museum im Jahre 1891 widmet er sich der Bearbeitung der aus diesen Gebieten eintreffenden Sammlungen. Mit seinen großen Werken ("Beiträger zur Flora von Afrika", "Pflanzenwelt Afrikas") über die Vegetation Afrikas begründet Engler die Dahlemer Afrika-Tradition. Er regt neue botanische Untersuchungen in Afrika an, die wiederum die landwirtschaftliche Entwicklung in den Kolonien fördern. Viele dieser Expeditionen werden von ihm als Direktor des Botanischen Gartens und Museums organisiert. Die Preußische Akademie der Wissenschaften bewilligt auf seine Initiative hin beträchtliche Stiftungsmittel für die Forschungen von Lauterbach, Ledermann, Schlechter und anderen in Neu-Guinea tätigen Wissenschaftlern.
Die Zeit für eigene Reisen nimmt sich Engler jedoch erst in späteren Jahren. So kommt Engler 1901 auf die Kanarischen Inseln, bevor er 1902 erstmals Süd- und Ostafrika besucht. Er unternimmt zwei weitere Reisen nach Afrika, eine ins tropische Asien und reist 1913 im Alter von 69 Jahren über Sibirien und Japan nach Nordamerika. Er will dabei vor allem die ihm aus seinen Forschungen bekannte Pflanzenwelt an ihrem natürlichen Standort kennenlernen, bringt aber von allen seinen Reisen Pflanzenmaterial zur Ergänzung des neuen Botanischen Gartens und für das Museum mit. Noch während des Ersten Weltkrieges leitet Engler den
Botanischen Garten durch alle Widrigkeiten und Rückschläge
dieser schweren Zeit. Auch nach seiner Eremitierung als Professor und
Pensionierung als Direktor 1921 behält er seinen Arbeitsplatz am
Botanischen Museum, um seine Studien fortzusetzen. Engler stirbt am
10. Oktober 1930 und wird im Botanischen Garten Berlin-Dahlem neben
dem berühmten Afrikaforscher Schweinfurth
beigesetzt. |