Der im Jahre 1889 berufene neue Direktor Adolf Engler befürwortete die Verlegung und Vergrößerung des Botanischen Gartens als einzige sinnvolle Möglichkeit für dringend notwendige Erweiterungen. Während seiner Amtszeit wurden der neue Garten und das zugehörige Museum geplant und nach seinen Vorstellungen für eine zeitgemäße Erforschung und Präsentation der Pflanzenwelt angelegt.
Zu dieser Zeit (1886) zählte man etwa 19 000 Pflanzenarten im alten Garten in Schöneberg und war somit nach Petersburg (25 000) und Kew bei London (20 000) der drittgrößte dieser Art. Nach Akzeptanz durch Kaiser Wilhelm II und den Preußischen Landtag, begann 1899 die Verlegung des alten Gartens von Schönberg nach Berlin-Dahlem.
Aufstellung der Palmen im großen Tropenhaus, Photographie (Archiv, BGBM). |
Einen Großteil der Pflanzen des alten Gartens, zu denen bis zu 50 Jahre alte Bäume gehörten, wurde in die neue Anlage übernommen, was zur damaligen Zeit einen enormen logistischen Aufwand bedeutete. Besonders der Transport der großen Gewächse bereitete etliche Schwierigkeiten. Er fand unter reger Beteiligung der Bevölkerung statt. Die von starken Rüstungen umgebenen Palmen wurden auf zwei aneinandergekoppelte Wagen geladen und von acht bis zehn kräftigen Pferden in mehrstündiger Fahrt nach Dahlem gezogen.
Die damals entstandene Gesamtanlage (42 ha) entspricht weitgehend dem heutigen Zustand. Bei der Gestaltung des Freilandes räumte Engler den pflanzengeographischen Anlagen, die im alten Garten nur einen sehr eingeschränkten Raum zur Verfügung hatten, einen herausrageden Platz ein. Daneben beeindruckte besonders der neue Gewächshauskomplex, der, nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut, auch heute noch zu den größten der Welt zählt.
Auch die "Botanische Centralstelle für die Colonien" fand nun ausreichend Platz. Sie erhielt zwei modern ausgestattete Warmhäuser und eine Freifläche. Die in den deutschen Schutzgebieten angelegten botanischen Versuchsgärten wurden von hier aus mit Nutzpflanzen versorgt. Auf umgekehrtem Wege kamen die dort heimischen Pflanzen in den neuen Garten und erweiterten die Bestände enorm. Aus aller Welt eintreffende Pflanzengeschenke und Aufsammlungen vervollständigten nach und nach den Bestand von Freiland und Gewächshäusern.
Das Königliche Botanische Museum Berlin-Dahlem um 1910, Photographie (Archiv, BGBM). |
Das neue Botanische Museum wurde 1906 fertiggestellt. Der dreistöckige Museumsbau enthielt in einem langen Westflügel das Schaumuseum, das eine eigene Abteilung für die Nutzpflanzen und eine Kolonialabteilung besaß. In einem kürzeren Ostflügel waren die Bibliothek und das Herbar untergebracht, im mittleren Teil die Arbeitsräume für die Wissenschaftler, die Verwaltung und ein großer Hörsaal.
Viele Veröffentlichungen der hier tätigen Wissenschaftler und die Erweiterung des Herbars waren im neuen Haus des Museums ein Beweis für die Leistung der Mitarbeiter. Auch von unabhängigen Forschern wurde viel Material an das Museum und Herbar übergeben. So sind hier zu nennen Schweinfurth, Hildebrand, Schinz; Holring und Lauterbach, Reinecke, Goetze, Ledermann, Stolz, Weberbauer, Jentsch und Büsgen.
Nach Beendigung aller Arbeiten erfolgte am 24. und 25. Mai 1910, fast 22
Jahre nach der ersten Erwähnung und 12 Jahre nach Arbeitsbeginn, die
feierliche Eröffnung unter der Teilnahme zahlreicher Botaniker aus
aller Welt.