Die edlen Gräser Ähnlich wie Einkorn, Emmer und Weizen ist auch Gerste ein einjähriges, im Fruchtbaren Halbmond beheimatetes Gras, das auch an trockeneren Standorten, auf ärmeren Böden vorkommt und sogar geringen Salzgehalt toleriert. Spindelfeste Mutanten standen auch bei der Gerste am Anfang einer Entwicklung. Geschützt durch den Menschen, der sie erntete, drusch und teilweise wieder aussäte, konnten sich diese lebensunfähigen Formen halten. Zusammen mit Einkorn, Emmer und Weizen verbreiteten die Menschen in der Jungsteinzeit auch die Gerste in alle vier Himmelsrichtungen, die ersten Funde außerhalb Vorderasiens finden sich ebenfalls im Gebiet der heutigen Staaten Zypern und Griechenland, sowie in Ägypten, wo Gerste vielfältig genutzt wurde - zur Bierherstellung, zum Mahlen von Mehl, als Viehfutter. Verfolgt man den Anteil dieser Gräser über die Jahrtausende, so stellt man fest, daß sich zwei Gräser auf Grund ihres Ertrags mehr und mehr durchsetzen - Weizen und Gerste, nur im Süden bleibt der Emmer ein sehr wichtiges Getreide. Die vier edlen Gräser Einkorn, Emmer, Weizen und Gerste bilden zusammen mit Erbsen, Linsen und Lein das Paket der sogenannten founder crops, jener Kultupflanzen, mit denen im Fruchtbaren Halbmond und später auch im östlichen Mittelmeergebiet Landwirtschaft begann und damit einen neuen Lebensstil ermöglichte, die Seßhaftigkeit. Es war die weitgehend gleichzeitige und auch gleichförmige Verbreitung dieses Pakets, welche die Entwicklung der ersten Hochkulturen in Europa ermöglichte. Und es ist bezeichnend, daß diese erstmals in jener Region entstanden, wo diese founder crops schon am längsten kultiviert wurden - in Griechenland. <<< Übersicht | Durch die Ausstellung >>> |