Bau und Funktion von Blüten
In den komplexen Wechselbeziehungen zwischen Tieren und Pflanzen bei den Bestäubungsvorgängen stehen Blüten und Blütenstände auf der Pflanzenseite im Mittelpunkt des Interesses. Zunächst scheint es sehr einfach zu sein, eine Blüte als solche zu erkennen. Vielfach verbergen sich aber hinter diesen - wie etwa bei Gänseblümchen und Sonnenblume - nicht einzelne, sondern Aggregationen zahlreicher Blüten. Daß andererseits Gräser und Binsen über Blüten verfügen, ist vielen nicht bewußt. Schon J. W. v. GOETHE hatte erkannt, daß die wesentlichen Organe einer Blüte umgewandelte Blattorgane darstellen. Bei einer Blüte handelt es sich - um eine abstrakte und allgemein gültige Definition vorzustellen - um einen Kurzspross, der umgewandelte, im Dienste der Vermehrung stehende Blattorgane trägt (vgl. Grafik). Ein wichtiges Gestaltprinzip der Blüten liegt in ihrer Symmetrie (eine, zwei, mehrere Symmetrieebenen oder Assymmetrie). Oft werden Bestäubung (Ablage des Pollens auf der Narbe einer Blüte) und Befruchtung (Verschmelzung männlicher und weiblicher Geschlechtszellen innerhalb der Samenanlage) gleichgesetzt. Dies entspricht allerdings nicht den Tatsachen: zum einen können wie beim Mais fast 30 cm zwischen Narbe und Samenanlage liegen, zum anderen können wie beim Ginko-Baum Wochen bzw. sogar Monate zwischen den beiden Vorgängen liegen. Stark vereinfacht entwächst den auf der Narbe befindlichen Pollenkörnern ein sogenannter Pollenschlauch, der in die Narbe eindringt und durch das Gewebe des Fruchtblattes (z.B. den Griffel) auf die Samenanlage zuwächst und zuletzt in sie eindringt. Einer der beiden an der Spitze des Pollenschlauchs befindlichen männlichen Geschlechtszellen befruchtet die Eizelle. Obwohl immer wieder Selbstbestäubung und damit Selbstbefruchtung (Autogamie) vorkommen, wurden die kompliziertesten Strategien entwickelt, um eine Bestäubung mit fremdem Pollen (Allogamie) sicherzustellen. Da Planzen eine eigene Ortsbeweglichkeit fehlt, "bedienen" sie sich fremder Transportmittel (Wind. Wasser, Tiere), um ihren Pollen zur Blüte einer anderen Pflanze verbringen zu lassen.
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