Sonderausstellung 2003: Fließende Welten - Geheimnisvolle Schleimpilze

Schleimpilze (Myxomyceten) sind eine Lebensform zwischen Tier und Pflanze. Anders als bei einer typischen Pflanze fehlt ihnen der grüne Blattstoff (Chlorophyll), um aus Sonnenlicht Energie zu gewinnen. Von den „echten“ Pilzen unterscheidet sie vor allem die Fähigkeit, sich in einem bestimmten Entwicklungsstadium wie einzellige Tiere fortbewegen zu können. Aus heutiger Sicht betrachtet man sie als eigenständige, von den tierischen Einzellern (Protozoen) abstammende Gruppe.
Schleimpilze sind in ihrer Ernährung abhängig von anderen Lebewesen (heterotroph). Sie sind mit echten Zellkernen ausgestatte Organismen (Eucaryonten), deren Lebenszyklus aus mehreren Fortpflanzungsstadien besteht: dem einzelligen, amöboiden Stadium, aus dem sich durch Fusion das schleimige Plasmodium entwickelt und dem pilzähnlichen, unbeweglichen Fruchtkörper (Sporocarp), in dem die der Verbreitung dienenden Sporen gebildet werden.

Physarum
psittacinum
Physarum
viride
Craterium
leucocephalum
Diachea
leucopodia
Arcyria
versicolor

Schleimpilze leben im Verborgenen, obwohl sie der aufmerksame Beobachter bei jedem Spaziergang oder in einem Winkel seines Gartens antreffen kann: auf sich zersetzendem Totholz, Rindenschrot, Laubstreu, Kompost und auf Moosen. Ihre Bedeutung im Naturkreislauf ist noch weitgehend ungeklärt. Als Zersetzer von organischem Material tragen sie zur Aufrechterhaltung einer ausgewogenen Organismengesellschaft im Boden bei. Da sie für den Menschen weder sichtbaren Schaden noch Nutzen bringen, sind Schleimpilze auch hierzulande nur wenig bekannt. Massenhaftes Auftreten ihrer meist farbenfrohen, zu fließenden Bewegungen befähigten Stadien (Plasmodien) hat daher bereits wiederholt zu panischen Reaktionen in der Bevölkerung geführt.

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Seitenverantwortliche, Stand (diese Seite): 18. August 2010
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