Sonderausstellung 2004 - Victoria & Co. in Berlin

Die Biologie der Victoria

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Königliche Pracht

Knospe der Victoria amazonica.

Die Knospe der Victoria ist kurz, dick und abgestumpft. Sie wird hervorragend durch die vier derben Kelchblätter geschützt, die mit Stacheln bewehrt sind und sich außerdem an den Rändern überlappen. Auf der Innenseite sind die Kelchblätter weißlich oder auch rötlich gefärbt und völlig glatt.

Die voll geöffnete Blüte hat einen Durchmesser von 25–35 cm und zählt zu den größten im Pflanzenreich. Zunächst fällt die üppige Blütenkrone auf. Es entfalten sich mehr als 60 Kronblätter. Sie sind 7–10 cm lang, beim ersten Aufblühen weiß, am zweiten Tag rosarot gefärbt. Alle Seerosengewächse sind durch Übergänge zwischen den verschiedenen Blütenorganen charakterisiert. Zum Inneren der Blüte werden die länglich verkehrteiförmigen Kronblätter immer schmaler und lanzettlicher und den Staubblättern immer ähnlicher. Diese ungefähr 20 Übergangsformen oder Staminodien haben aber noch keine Staubbeutel.

Blütenquerschnitt der Victoria amazonica.

Verschwenderisch ist die Zahl der Staubblätter – 150 bis 200. Ihre Staubfäden (Filamente) sind im fast rechten Winkel zum Blüteninneren geneigt, so dass sich die rötlichen, vierfächrigen Staubbeutel (Antheren), deren Enden wiederum einen spitzen roten Fortsatz haben, dicht über den Narben zusammenschließen. Auch die Staubblätter sind in ihrer Gestalt variabel. Die äußeren Staubblätter besitzen Antheren, die genauso lang wie die Filamente sind, ab der Mitte der Staubblattkreise sind die Antheren länger als die Filamente. Zur Reife reißen die Antheren durch zwei Risse auf und geben die glatten, in Vierergruppen (Tetraden) verklebten Pollen frei.
Beim ersten Öffnen der Blüten beugen sich die Staubblätter, Staminodien und auch die inneren Kronblätter schützend über die Narbe. Erst am 2. Blütentag entfalten sich abends auch die Staubblätter, dann erst entlassen sie ihren Pollen.

Im Botanischen Garten geerntete Samen der Victoria amazonica.

Zum Zentrum der Blüte hin werden die Staubblätter von ca. 40–50 ihnen ähnlichen Blattgebilden, den Parakarpellen oder Schließzapfen, abgelöst. Diese sind in zwei Kreisen angeordnet. Sie sind fleischig, nach innen geneigt und am Grunde verwachsen. Auf die Schließzapfen folgen nach innen die miteinander verwachsenen Fruchtblätter, deren gekrümmte Rückenfortsätze reich an Kohlenhydraten, wie Stärke und Dextrose sind. Sie erfüllen in der Blüte eine besondere Funktion. Vorwiegend in ihrem Bereich werden Duftstoffe erzeugt. Die Fruchtblätter bilden ein napfförmiges Rohr, in dessen Mitte sich ein kleiner Kegel befindet, der aus dem Blütenboden herausragt. In der Blütenhöhle können bedeutende Temperaturerhöhungen nachgewiesen werden. Im unterständigen Fruchtknoten sind zahlreiche Samenanlagen, aus denen sich nach erfolgter Befruchtung die erbsengroßen, olivgrünen Samen entwickeln.

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© Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem, Freie Universität Berlin
Seitenverantwortliche, Stand (diese Seite): 08. January 2007
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