Die älteste Textilfaser der Welt Leinen, das feste, wenig schmiegsame Gewebe aus den Bastfasergarnen des Leins, ist heute ein Luxusgewebe - die ungleich billigere Baumwollfaser und synthetische Fasern aus verschiedenen Materialien haben die Leinfaser fast völlig verdrängt. Das ist eine Entwicklung der Neuzeit: paläolithische Funde beweisen, daß die Leinpflanze der älteste Faserlieferant des Menschen ist. Samenreste aus Tell Abu Hureyra im Gebiet des heutigen Staates Syrien werden auf 9200 - 8500 v. Chr. datiert, Funde aus dem gesamten Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds, vom Toten Meer (heute Israel/Jordanien) im Südwesten, über Çayönü (heute Türkei) im Norden bis nach Ali Kosh (heute Iran) im Südosten sind nur wenig jünger. Aus dem sechsten vorchristlichen Jahrtausend stammen die ersten Funde von Lein in Europa: sie kommen aus dem Gebiet des heutigen Griechenland, etwa ein Jahrtausend später erreicht diese Kulturpflanze auch den Nil. Lein zählt somit zu den sogenannten founder crops, jenem Paket von Nutzpflanzen und Haustieren, die fast gleichzeitig die 'neolithische Revolution' im Nahen Osten und bald danach auch im östlichen Mittelmeergebiet auslösten. Für kultische Zwecke, insbesondere das Einwickeln von Leichen und Tierkadavern in Leinenbinden im alten Ägypten, waren große Anbauflächen für Lein nötig, genauere Berechnungen stehen bis heute noch aus. Andere Faserpflanzen domestizierte der Mensch erst etwas später - im siebenten vorchristlichen Jahrtausend in China Hanf, im dritten Jahrtausend am indischen Subkontinent die altweltliche Baumwolle (Gossypium arboreum, G. herbaceum), beide erreichten die Küste des östlichen Mittelmeers aber erst im ersten vorchristlichen Jahrtausend. <<< Übersicht | Durch die Ausstellung >>> |