Ein ungewöhnliches Blatt | Vom Igel zur Kuchenform | Some like it hot Königliche Pracht
Die Knospe der Victoria ist kurz, dick und abgestumpft. Sie wird hervorragend durch die vier derben Kelchblätter geschützt, die mit Stacheln bewehrt sind und sich außerdem an den Rändern überlappen. Auf der Innenseite sind die Kelchblätter weißlich oder auch rötlich gefärbt und völlig glatt. Die voll geöffnete Blüte hat einen
Durchmesser von 2535 cm und zählt zu den größten
im Pflanzenreich. Zunächst fällt die üppige Blütenkrone
auf. Es entfalten sich mehr als 60 Kronblätter. Sie sind 710
cm lang, beim ersten Aufblühen weiß, am zweiten Tag rosarot
gefärbt. Alle Seerosengewächse sind durch Übergänge
zwischen den verschiedenen Blütenorganen charakterisiert. Zum
Inneren der Blüte werden die länglich verkehrteiförmigen
Kronblätter immer schmaler und lanzettlicher und den Staubblättern
immer ähnlicher. Diese ungefähr 20 Übergangsformen oder
Staminodien haben aber noch keine Staubbeutel.
Verschwenderisch ist die Zahl der Staubblätter
150 bis 200. Ihre Staubfäden (Filamente) sind im fast rechten
Winkel zum Blüteninneren geneigt, so dass sich die rötlichen,
vierfächrigen Staubbeutel (Antheren), deren Enden wiederum einen
spitzen roten Fortsatz haben, dicht über den Narben
zusammenschließen. Auch die Staubblätter sind in ihrer
Gestalt variabel. Die äußeren Staubblätter besitzen
Antheren, die genauso lang wie die Filamente sind, ab der Mitte der
Staubblattkreise sind die Antheren länger als die Filamente. Zur
Reife reißen die Antheren durch zwei Risse auf und geben die
glatten, in Vierergruppen (Tetraden) verklebten Pollen frei.
Zum Zentrum der Blüte hin werden die Staubblätter von ca. 4050 ihnen ähnlichen Blattgebilden, den Parakarpellen oder Schließzapfen, abgelöst. Diese sind in zwei Kreisen angeordnet. Sie sind fleischig, nach innen geneigt und am Grunde verwachsen. Auf die Schließzapfen folgen nach innen die miteinander verwachsenen Fruchtblätter, deren gekrümmte Rückenfortsätze reich an Kohlenhydraten, wie Stärke und Dextrose sind. Sie erfüllen in der Blüte eine besondere Funktion. Vorwiegend in ihrem Bereich werden Duftstoffe erzeugt. Die Fruchtblätter bilden ein napfförmiges Rohr, in dessen Mitte sich ein kleiner Kegel befindet, der aus dem Blütenboden herausragt. In der Blütenhöhle können bedeutende Temperaturerhöhungen nachgewiesen werden. Im unterständigen Fruchtknoten sind zahlreiche Samenanlagen, aus denen sich nach erfolgter Befruchtung die erbsengroßen, olivgrünen Samen entwickeln. |