Adolf Engler - Ein Leben für die
Botanik
Berlin - Höhepunkte einer Karriere Erneut folgte Engler seinem großen Förderer
und Freund Eichler, der unerwartet früh und tragisch in Berlin an
Leukämie gestorben war. In der sich rasch verändernden jungen
Hauptstadt des Deutschen Kaiserreichs erwarteten Engler ganz neue und
große Aufgaben. Als Erbe Eichlers übernahm er die Fortführung
der begonnenen wissenschaftlichen Projekte.
Der Garten in Schöneberg litt an den durch die wachsende Großstadt verursachten Problemen wie Rauch, Staub und Lärm. Entscheidend für das Schicksal des Gartens aber war, daß im Jahre 1883 Deutschland die erste Kolonie erworben hatte, und bald, auf Initiative der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes, eine "Botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien" in Berlin geplant wurde. Eine Aufgabe, die Engler und sein Vizedirektor Urban gerne übernehmen wollten. Für dieses ungeheure Projekt reichte der Platz im Schöneberger Garten nicht mehr aus. Ein neues Gelände für einen "Neuen Garten" wurde gesucht und in Dahlem bei Berlin gefunden.
Engler wurde in zahlreiche wissenschaftliche Gesellschaften und Vereinigungen aufgenommen und mit Ehrendoktoraten ausgezeichnet. Anläßlich des siebzigsten Geburtstags übermittelte Max Planck, Rektor der Friedrich-Wilhelms-Universität die herzlichsten Wünsche für die kommenden und den Dank für die vergangenen Jahre. Eine frühere Privatschülerin Englers aus den glücklichen Münchner Jahren hatte sich ebenfalls eingestellt - Maria Theresie, nun Königin von Bayern. In der Ausstellung zu sehen ist das Geburtstagsgeschenk an Engler, eine Marmorbüste. Irgendwann wurde deren Nasenspitze abgebrochen, inzwischen aber wieder repariert. Es existiert das Gerücht, daß dies der Protest eines Mitarbeiters gegen Englers mitunter sehr autoritären Stil gewesen sein soll. Weiterhin standen im Mittelpunkt seiner Forschungstätigkeit die Revisionen für "Das Pflanzenreich", die Herausgebertätigkeit für die "Botanischen Jahrbücher", vor allem die Arbeit an der zweiten Auflage der "Natürlichen Pflanzenfamilien" sowie die intensive Auseinandersetzung mit der Flora Afrikas. Daneben liefen unverändert Vorlesungen, Praktika, Führungen im Botanischen Garten.
Englers ausschließlich der Botanik gewidmetes Leben endete friedlich am 10. Oktober 1930 in der Altensteinstraße 2. Seinem Wunsch entsprechend fand er die letzte Ruhestätte im Botanischen Garten Berlin-Dahlem. |