Die Welt auf unserem Teller Heute sind Weintrauben, Oliven und Linse dermaßen alltägliche Früchte, daß kaum jemand daran denkt, daß sie nicht in Europa heimisch sein könnten. Alles deutet darauf hin, daß die Weintrauben aus Transkaukasien, Oliven und Linsen aus dem Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds stammen. Durch den seit Jahrtausenden stattfindenden Transfer von Nutzpflanzen werden sie heute auf allen fünf Kontinenten kultiviert, Griechenland war der erste Ort in Europa, wo man sie anbaute. Während Emmer, Gerste, Erbse, Linse, Lein, Rind, Schaf, Schwein und Ziege die Grundlage der Entstehung von Landwirtschaft und Viehzucht vor etwa zehn Jahrtausenden bildeten, finden sich erste Hinweise auf die Domestikation von Weintrauben und Oliven erst vor etwa sechs Jahrtausenden, also in der Bronzezeit des Nahen Osten. Sie zeigen vollständige Seßhaftigkeit an: während man die einjährigen Gräser, Hülsenfrüchte und den Lein schon nach wenigen Monaten ernten und die Haustiere weitertreiben konnte ohne seßhaft zu sein, mußte man mehrere Jahre neben einem Olivenbaum oder Weinstock leben, um auch ernten zu können. Weiters erfordert die Kultur dieser beiden Pflanzen eine ganz neue Methode - die vegetative Fortpflanzung. Der Bauer der Bronzezeit wählte außergewöhnliche Exemplare aus, schnitt Stecklinge und vermehrte sie als Klone, die Aussaat von Samen spielte nur eine untergeordnete Rolle. Bis heute ist unklar, wo diese Methode entwickelt wurde. Die ältesten Hinweise finden sich in China, wo bereits sehr früh Mandarinen, Orangen und Zitronen mit Stecklingen vermehrt wurden. Die Verbreitung dieses Wissens deutet auf uralte transkontinentale Kontakte. In einem langsamen Prozess über Jahrtausende wuchs somit das Spektrum der Nahrungspflanzen im Nahen Osten und am Ostrand des Mittelmeers. Explosiv erweiterte es sich erst in der Zeit Alexander des Großens, als erstmals Pflanzen aus dem indischen Subkontinent in erheblicher Zahl in den Westen gelangten. <<< Übersicht | Durch die Ausstellung >>> |